“Rum muss, Zucker kann, Wasser braucht nicht!” (Redensart über Grog)

01_Jack-Bearows-Buddel-mit-Jamaika-RumAls ich mir gestern Abend ein Gläschen braunen Rum eingeschenkt habe, um einen anstrengend-planlosen Tag ausklingen zu lassen, erinnerte ich mich an meine Zeit als DJ an Bord Kreuzfahrtschiffes AIDAvita und den Ausflug zur weltberühmten Appleton Estate Rum-Destille auf Jamaika.
Diese “Rum Tour” war gleich zu Beginn meiner zweiten Tour durch die nördliche Karibik ein absolutes Highlight, daher habe ich beschlossen diesen Artikel noch einmal überarbeitet im neuen Reiseblog zu veröffentlichen. Der kleine Seeräubar Jack Bearow hatte damals Ende 2009 noch ganz wenige Pins am Pullover und ich hatte gerade erst mit dem bloggen über meine Reisen begonnen und schrieb noch als Bärchen… Winking smile

Als mein Besitzer, der AIDA-DJ Dan meinte, er wolle es in der ersten Woche an Bord etwas ruhiger angehen lassen, dachte ich mir schon wie öde wird das wohl…

02_Jack-Bearow-Kellnerin-Wulan-AIDAvitaDoch die liebe Barmanagerin Ina kam ihm da – Neptun sei Dank – gründlich in die Quere! Ein Platz war noch frei auf der Tour des AIDA-Barpersonals zur Rum-Fabrik von Appleton auf Jamaika. Eine Fortbildung für jeden Barkeeper und so machten wir uns zu fünfzehnt auf den Weg vom Liegeplatz in Montego Bay in das  jamaikanische Hochland.

Mit einem Kleinbus ging es über die Rock’n’Reggae-Road hinauf in die Berge. Zwei Stunden wurden wir durchgerüttelt und durchgeschüttelt, denn die Straßen auf dieser schönen Karibikinsel sind mehr als marode. Unser Bar-Engel Wulan aus Indonesien hatte Mitleid mit mir und nahm mich gerne auf den Schoss.

03_Baustelle-Jamaika-Rock'n'Reggae-Road

So durfte ich von dort aus die Fahrt vorbei an den bunten Holzhütten, der dichten Vegetation und den Baustellen beobachten. Augen zu und durch war die Devise, denn spätestens nach 20 Minuten auf dieser Rüttelfahrt machte jeder noch so robuste Magen schlapp. Doch unser Fahrer O’Neal steuerte das Gefährt schnell und sicher in das Hochland, Yah Mon – Respect! ;-)

04_Jack-Bearow-Appleton-Rum-Tour-Jamaika

05_Jack-Bearow-Rufass-Jamaika-Appleton-EstateEndlich wieder  festen Boden unter den Füßen stieg die Laune erheblich. Gracie von der AIDA-Bar nahm mich bei der Hand und hinein ging es zur Appleton Estate Rum Tour, wo wir mit einem lecker Becher Rum-Punsch begrüßt wurden. Das Zeug sorgte auch endlich wieder für halbwegs normale Zustände im Verdauungstrakt. Gleich von mir in Beschlag genommen wurde dies kleine Fässchen mit Rum, aber es sollte noch dicker kommen…
Raus ging es in den Garten der Rum-Destille, wo ein kleines Museum zum Anfassen auf uns wartete. Erster Stopp war der kleine Esel hier, welcher nur zu Demonstrationszwecken für Touristen zeigte, wie früher der Zuckersirup, welcher der Grundlage für jeden Rum ist, aus dem Zuckerrohr gepresst wird.

06_Rum-Esel-Jamaika

07_Jack-Bearows-Ausritt-Esel-JamaikaMit der Kraft aus nur einer Eselsstärke kamen immerhin 65-75 Prozent der Flüssigkeit aus dem Gewächs. Inzwischen erledigen das Maschinen mit einer Effizienz von bis zu 95 Prozent. Zur Belohnung für seine drei Runden an der Presse bekam der nette Herr Esel übrigens das ausgepresste Zuckerrohr zum Essen. Yummy!
Ich wollte den Rest der Tour nicht mehr zu Fuß bestreiten und kaperte mir diesen Eselskarren am Wegesrand, aber der störrische Kerl wollte einfach nicht losfahren… *brummel*
Na gut, dann  eben zu Fuß rauf auf den ehemaligen Wachturm. Von dort gab es einen tollen Blick auf das Land rund um das Appleton-Anwesen aus dem 18. Jahrhundert.Zuckerrohr-Plantagen

Die Insel Jamaika entstand vor 16 Millionen Jahren bei einem Vulkanausbruch. Auf diesem fruchtbaren Boden gedeihen jede Menge tropische Pflanzen und so geht es auch dem Zuckerrohr, welches von den spanischen Eroberern erstmals angebaut wurde, sehr gut. Das Hochplateau von Appleton liegt in einem Talkessel, wo es sogar vor den alljährlich wütenden karibischen Stürmen gut geschützt ist. Nach einem Blick über die firmeneigenen Felder ging es in die eigentliche Destille, wo aber nicht fotografiert werden durfte. Auf dem Weg dorthin erklärte uns der freundliche Guide, dass der Zuckerrohrsaft erst einmal zentrifugiert wird um die Melasse von den Zuckerkristallen zu trennen. Der dabei entstehende braune Zucker wird weiterverkauft, nur die Melasse wird in der Destille genutzt.

Dort werden Jahr für Jahr satte elf Millionen Liter feinster jamaikanischer Rum hergestellt. Jeder einzelne Tropfen Appleton Rum kommt aus diesen Räumlichkeiten und bringt die Sonne Jamaikas in die weite Welt. Zur Herstellung gibt es inzwischen zwei Verfahren. Da wäre einmal die klassische Destillation für die feinen Brände, welche im ersten Brand 85 % Alkoholgehalt haben, aber so natürlich nicht verkauft werden. Diese Methode ist zwar langsam, dafür aber besser für den Geschmack. Die weniger sanften Brände werden in einem etwas schnelleren Verfahren hergestellt und enthalten dann 95 % Alkohol im ersten Brand. Verschnitten werden diese Brände übrigens nur für drei der zahlreichen Rumsorten die aus dieser Fabrik kommen. Was aus den Rohren kommt ist übrigens erst einmal so klar wie Wasser. Dieser weiße Rum kommt geschmacklich an den einfachen Bacardi heran, doch dieser ist nicht wirklich die erste Wahl von Rumkennern. Der braune Rum ist wesentlich geschmackvoller. Die unverkennbar goldene Farbe und das feine Aroma erhält der braune Rum erst im nun folgenden Lagerungsprozess.

08_Appleton-Rum-Lager-Faesser-Jamaika

Im Lagerraum nebenan angekommen staunte ich nicht schlecht, denn ich war im Paradies angelangt! Fast 8500 (!) Fässer Rum, teilweise bis zu 24 Jahre alt, lagerten hier in 40-Liter-Fässern aus weißer Eiche. Und dies sei nur das drittkleinste Lager, meinte unser Guide, ein Destille-Meister. Sollte eine Katastrophe auf Jamaika passieren, was ich nach diesem Anblick nicht hoffe, gäbe es noch zwei geheime Lager in der Karibik, damit der edle Tropfen nicht zur Neige geht.

09_Jack-im-Appleton-Rumparadies-Jamaika

Ei, hier wollte ich mich verstecken und mir eine Bleibe einrichten,
doch meine Fluchtversuch wurde entdeckt… Mist! Sad smile

Die Eichenfässer auf diesen Bildern sind übrigens von Jack Daniels, denn auf Jamaika gedeiht zwar vieles, nur keine Amerikanische Weiß-Eiche. Ursprünglich lagerte darin der gute dreijährige Whiskey, doch nach der Entleerung werden die Fässer ausgebrannt und für Appleton verwendet. Dieser Reinigungsprozess und die Tannine im Holz verleihen dem Rum seinen goldenen Glanz und den weichen Geschmack.

Der Fachmann rät übrigens von Cuba Libre, also Rum mit Cola, Zucker und Limettensaft ab, da man sich durch den ganzen Zucker am nächsten Tag schlecht fühlt. Er rät dazu Rum pur, mit Eis oder Wasser oder frischen Fruchtsäften zu genießen. Cranberry-Saft soll sich ganz toll mit braunem Rum mischen lassen  – ich habe es später an Bord getestet und fand es nicht so prickelnd, allerdings war die Mischung  mit Orangensaft sehr lecker!

10_Zuckerrohr-Presse-Appleton-Rum-Jamaika

An dieser handbetriebenen Presse durften unsere Barkeeper mal zeigen was sie so drauf haben und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der frisch gepresste Zuckerrohrsaft riecht wie Mais, also nach reiner Stärke, schmeckt aber recht lecker. Auf der Insel mischt man ihn übrigens recht gern mit Lime-Juice und einem Schuss Gin.

Nach einem Gruppenfoto (siehe ganz oben) gab es dann zur Stärkung noch ein feines Essen im Museums-Restaurant. Reis mit schwarzen Bohnen, Kartoffeln, Salat, Hühnchen auf jamaikanische Art und dazu den lecker Rumpunsch – was für eine Grundlage! Und die brauchten wir auch, denn nun kam das eigentliche Highlight der Tour – die Verköstigung! *grins*

Ganze zehn Flaschen aus der hauseigenen Produktion standen dort zum Testen, doch leider mussten alle Barkeeper und auch der DJ noch arbeiten. Und so blieb es bei einigen fachkundigen Schlückchen. Mit dabei waren dort nicht nur normaler Rum sondern auch exotische Mischungen, wie etwa Rum mit Piment, welcher meiner Meinung nach sehr gut in Glühwein passen würde und auf Jamaika auch zum Einlegen von Fleisch verwendet wird. Dann waren da noch der weiße Kokos-Rum, welcher sich hervorragend für Pina Colada eignet, eine Rum-Creme, ähnlich wie Baileys, aber um Welten besser und dasselbe mit Kaffee-Creme. Dann noch ein Rumlikör mit Honig… Ei, das wäre was für mich! Aber mein Besitzer entschied sich für einen zwölf Jahre alten Rum, da will ich mal nicht so sein… Als Abschiedsgeschenk gab es für mich dann noch die oben gezeigte Buddel mit Rum – nur für mich! *höhöhö*

Anbei nun noch ein paar Impressionen aus dem Königreich des Rums:

11_Alte-Rum-Destille-Appleton-Estate-Jamaika

Destillations-Anlage aus dem 19. Jahrhundert.

12_Appleton-Garten-Jamaika

Im Garten von Appleton-Rum, die Pfauen sind aus eigener Zucht.

14_Appleton-Rum-Tour-Jamaika

Damit wurde vor Erfindung des Automobils der Rum auf Jamaika geliefert…

13_Appleton-Rum-Truck-Oldtimer-Jamaika

…und damit danach! Winking smile

Über Stock und Stein ging es dann zurück zum Schiff und trotz all der Strapazen muss ich gestehen, dass es die Reise wert war… Cheers, Mon!

(Ursprünglich gebloggt Ende 2009 auf Kabine 3215 an Bord der AIDAvita im karibischen Meer http://jackbearow.wordpress.com/2009/12/16/auf-der-rocknreggae-road-zur-rum-fabrik-appleton-auf-jamaica/)

Disclaimer: Dieses Erlebnis stammt aus der Zeit meiner Anstellung als DJ an Bord des Clubschiffes AIDAvita. Sämtliche Erlebnisse in dieser Zeit wurden hart erarbeitet und von niemandem gesponsert.

Daniel Dorfer AIDA
Kreuzfahrt- und Reiseblogger at Kreuzfahrt- und Reiseblog fernwehblog.net | fernweh@gmx.com | + posts

Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten und SEO Professional. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...