Faszinierend: Zu Besuch in Fatima in Portugal, einem der größten Wallfahrtsorte der katholischen Christenheit.
Heute an Heiligabend möchte ich gerne von unserer kleinen Wallfahrt in Portugal berichten.
Anfahrt von Lissabon nach Fatima
Einen ganzen Tag hatten wir für die etwa 130 Kilometer einfache Fahrt mit dem Mietwagen von Lissabon über die Autobahn zu der weltberühmten Pilgerstätte eingeplant und den braucht man auch dafür. Dieser wichtigste Wallfahrtsort, nicht nur der Portugiesen, sondern von katholischen Christen weltweit, sollte nicht so nebenbei abgehakt werden. Bewegend und verstörend zugleich empfand ich diesen Tag, denn selten sieht man so viel ehrlichen und hingebungsvollen Glauben gepaart mit Kitsch und Kommerz. Gott sei Dank waren die beiden Bereiche streng voneinander getrennt.
Ein kostenloser Parkplatz nahe des großen Areals war gleich nach unserer Ankunft an diesem Wochentag schnell gefunden und so waren wir sofort mittendrin im Geschehen…
In ganz Fatima dreht sich alles um die drei Hirtenkinder Lúcia dos Santos, Jacinta Marto und Francisco Marto, die im Jahre 1917 bei einer Marienerscheinung in der Cova da Iria eine Botschaft empfangen haben und diese damals nicht veröffentlichen durften. An diesem Ort steht nun die Wallfahrtskirche.
- https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BAcia_dos_Santos
- https://de.wikipedia.org/wiki/Jacinta_Marto
- https://de.wikipedia.org/wiki/Francisco_Marto
- https://de.wikipedia.org/wiki/Marienerscheinung
Marienerscheinung – die drei Geheimnisse von Fatima
Diese wurden lange Zeit von der katholischen Kirche streng gehütet und erst viele Jahre später veröffentlicht. Den genauen Wortlaut gibt es mittlerweile auf der Webseite des Vatikan für jedermann zugänglich: Die Botschaft von Fatima.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Geheimnisse_von_F%C3%A1tima
- http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20000626_message-fatima_ge.html
Das Santuário de Fátima
Auf diesem riesigen Vorplatz rutschen die streng gläubigen Pilger zur Buße auf Knien bis zum Altar, wo sie erst von Nonnen empfangen und anschließend von einem katholischen Priester gesegnet werden. Manche Pilger tun dies nur auf dem Vorplatz, andere über eine längere Strecke, zum Teil mit Knieschonern, aber auch mit Kieselsteinen oder anderen schmerzbringenden Einlagen. Die schmerzverzerrten Gesichter sprechen Bände, oft werden diese Menschen von Verwandten oder Freunden auf dem schwerem Weg begleitet. Fotografieren ist hier strengstens verboten und das ist auch gut so.
Der heilige Papst Johannes Paul II und der Wallfahrtsort
Sehr eng mit der Weissagung unserer lieben Frau von Fatima verknüpft ist das Schicksal des Heiligen Papst Johannes Paul II. Die Kugel aus dem Papstattentat vom 13. Mai 1981 wurde vergoldet und steckt nun in einer Krone zu Ehren der Marienstatue. Der Papst schrieb seine Genesung der Marienerscheinung von Fatima zu, da das Attentat an ihrem Gedenktag geschah. Hinter der Statue sieht man das beeindruckende Kruzifix von Robert Schad.
Igreja da Santíssima Trindade – Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit
Szenen aus der Bibel, modern interpretiert an der Außenwand der eher unscheinbaren Igreja da Santíssima Trindade (deutsch: Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit), der viertgrößten Kirche der Christenheit.
Dieser eher schlichte, sehr moderne Bau aus dem Jahr 2007 liegt direkt gegenüber der Kathedrale Basilica Antiga und hat unglaubliche 9000 Sitzplätze, zum Teil unterirdisch.
Die Kathedrale Basilica Antiga in Fatima Portugal
Blick auf die Kathedrale Basilica Antiga.
Ein Seitenflügel der Basilica Antiga.
Die Aussicht von der Kathedrale auf den gewaltigen Vorplatz hinüber zur Dreifaltigkeitskirche.
Leider war das Innere der wunderschönen Kathedrale während unseres Besuches wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Das seltene Glück von Baustellen beim Sightseeing erwischt mich immer wieder…
Wir konnten lediglich in einen Vorraum mit den Gräbern der Hirtenkinder von Fatima.
Die Heilige Messe in Fatima Portugal
Unsere Liebe Frau von Fatima, die Statue der Marienerscheinung, war wegen der Baustelle im Freien aufgebaut.
Stündlich gibt es hier Heilige Messen und Rosenkränze, bei letzterem nahmen wir Platz. Zu den Gebeten des Priesters sang das dünne Stimmchen einer älteren Nonne, natürlich alles auf portugiesisch. Selten habe ich so viele Menschen aus aller Welt so andächtig ruhig erlebt wie in diesem Gottesdienst in Fatima. Ein sehr bewegender Moment für mich und meine Begleitung.
Nach dem Gottesdienst wurde dieser junge afrikanische Pfarrer hinter der Kirche von Gläubigen regelrecht bedrängt ihre Mitbringsel zu segnen.
Unpassend hingegen empfand ich das Verhalten mancher Touristen. Auf dem oberen Bild versucht eine ältere Dame mit ihrem Tablet-PC während der Messe ein Selfie mit der Statue der Madonna von Fatima zu machen. Andere telefonierten mit dem Handy um ihren Lieben zuhause einen Teil der Messe zu übertragen. Solange sie dabei nicht quatschen finde ich das ja noch in Ordnung. Fluch und Segen der Neuzeit eben…
Der Brunnen auf dem Vorplatz
Über dem Vorplatz thront eine vergoldete Jesusstatue, darunter befindet sich ein Brunnen. Hier kann sich jeder völlig kostenlos das heilende Wasser von Fatima selbst abzapfen und mit nach Hause nehmen.
Der Opferkult in Fatima Portugal
Und dann wird natürlich noch geopfert was das Zeug hält. Kerzen in jeder Größe, sowie Nachbildungen von Körperteilen wie Kopf, Arm oder Bein aus Wachs, kann man für ein paar Euro erwerben und dann den gierig lodernden Flammen übergeben…
Die Flammen tanzen, dabei entsteht eine gewaltige Hitze und schwarzer Rauch steigt weit über Fatima auf.
Ich mag dieses Bild mit der mystisch tanzenden Flamme im Hintergrund…
Eine Kerze normal am Docht anzünden ist hier sinnlos…
…das brennende Inferno verschlingt die Opfergaben in kürzester Zeit.
Rund um den Wallfahrtsort Fatima
Für ein Mittagessen in einem der zahlreichen Restaurants im quirligen Zentrum von Fatima waren wir nach unserer ausgiebigen Tour über den großen Platz etwas zu spät dran und so aßen wir wie viele andere Pilger unsere kleine, selbst mitgebrachte Brotzeit bei herrlichem Sonnenschein am Rande des Vorplatzes. Manchmal ist ein Plan B auf Reisen von Vorteil.
Die öffentlichen Toiletten waren übrigens sehr sauber und kostenlos, die gesamte Anlage wurde zudem behindertengerecht gestaltet. Man ist auf den großen Andrang von Touristen und Wallfahrern bestens vorbereitet.
Danach schlenderten vorbei an den vielen Andenkenläden direkt nebenan. Neben den klassischen Statuen von der Heiligen Jungfrau Maria…
…über Bildnisse von Jesus, Kerzen, Schmuck, Rosenkränze und zahlreichen anderen Devotionalien, gab es natürlich auch Postkarten für die Lieben zuhause. Das wiederum habe ich auf der Städtereise Rom stets schmerzlich vermisst, denn rund um dem Vatikan sind kaum Opferkerzen zu bekommen.
Und natürlich durfte auch der Kitsch nicht zu kurz kommen, es war für jeden Geschmack etwas dabei. Für mich wäre dieses quietschbunte Madonna allerdings nichts…
Abschied von Fatima
Ein letzter Blick auf das Santuário de Fátima…
…und in Erinnerung bleibt ein wunderbar Tag in Portugal, auch wenn wir für dieses Erlebnis viel im Auto saßen.
Echte Pilger machen das zu Fuß!
Mein Fazit: Fatima in Portugal ist absolut sehenswert! Nicht nur für streng gläubige Katholiken ist dieser kleine Wallfahrtsort, gut 2,5 Stunden Autofahrt von Lissabon entfernt, einen Besuch wert. Man bezahlt keinerlei Eintritte und fühlt den Frieden und die Besinnlichkeit, den dieser ganz besondere und heilige Wallfahrtsort ausstrahlt, noch lange nachwirken.
Weitere Informationen zum Wallfahrtsort Fatima Portugal
- https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A1tima
- https://www.fatima.pt/de
- https://www.visitportugal.com/de/content/fatima-eine-reise-zum-altar-der-welt
- https://www.katholisch.de/aktuelles/dossiers/pilgern-auf-dem-weg-zu-gott/geheimnisse-um-fatima-eine-dokumentation
- Mein Lesetipp von einer echten Pilgerin: Dinge, die dir keiner über den Jakobsweg sagt – Der etwas andere Pilgerratgeber.
- Diese Drei Klöster in Portugal sind auch einen Besuch wert.
Die riesige Statue Christo Rei in Lissabon ist auch eine Kirche
https://fernwehblog.net/citytrip-lissabon-bilder-vom-ersten-nachmittag/
Reisebericht vom Besuch im Vatikan in Rom im Reiseblog
Die Sagrada Familia in Barcelona beim Landgang auf Kreuzfahrt
https://fernwehblog.net/sagrada-familia-barcelona-kreuzfahrt-aidamar/
Mit dieser Krippenszene aus Fatima wünsche ich Euch Frohe Weihnachten!
Disclaimer: Die komplette Pauschalreise nach Portugal und auch diese Wallfahrt wurde von meiner Freundin und mir geplant und bezahlt. Tolle Tipps für den Aufenthalt haben wir vom Reise Know-How CityGuide Lissabon: Reiseführer mit Faltplan und des Reise Know-How KulturSchock Portugal, vielen Dank dafür an den Reise-Know-How-Verlag. Dennoch ist meine Meinung wie immer offen und ungeschminkt.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
Toller Artikel mit wunderbaren Fotos! Ich besuchte Fatima letztes Jahr und fand den Kitsch teilweise unerträglich ;) Ich habe dazu einen kurzen post verfasst :) https://paulinaontheroad.com/things-to-do-in-fatima-portugal/
Viel Spass beim Lesen! :)