Seit meinem ersten Aufenthalt in der Wüste von New Mexico und Texas im Jahr 1997 bin ich fasziniert von der Schönheit der kargen Wüstenlandschaft, der klaren und reinen Luft, der Ruhe und dem Frieden dieser einsamen und sandigen Flecken auf unserer schönen Erde. Und so lag es auf der Hand, dass einer meiner Ausflüge auf der kapverdischen Wüsteninsel Boa Vista auch in die kleine Wüste Deserto de Viana gehen würde. Über mehr als sechs Kilometer Länge und knapp vier Kilometer Breite erstreckt sich dieser ausgetrocknete und verdorrte Abschnitt im Norden der Insel. Aber alleine ist das dennoch nur etwas für erfahrene Wanderer und Tourengeher mit detaillierter Karte von Boa Vista und Kompass oder GPS.
Die deutschsprachige Italienerin Franca von www.mybaobabtour.com bietet neben zahlreichen anderen Touren auf Boa Vista für nur 42,00 Euro auch eine geführte Trekking Tour durch die kleine Wüste an. Dabei erfährt man von der sehr netten und gesprächigen Südländerin nicht nur viel über die Gegend, sondern auch jede Menge über Land und Leute. Die lokale Lebensphilosophie “No Stress” hat sie dabei sehr gut auf europäische Verhältnisse umgesetzt.
Ausrüstung: Mit im Rucksack dabei haben sollte man neben dem Fotoapparat auch eine Jacke, eine Kopfbedeckung, viel Sonnencreme ab Lichtschutzfaktor 30 aufwärts und mindestens 1,5 Liter Wasser. Zusätzlich rate ich von offenen Schuhen jeglicher Art ab, auch wenn es spezielle Trekkingsandalen sind. Die Wege sind nicht nur sandig, sondern auch von scharfkantigen Steinen übersät und stellenweise mit dornigem Gebüsch überwuchert. Feste Turnschuhe, Trekkingschuhe oder Wanderstiefel samt Socken sind hier ratsam. Durch den ständigen Wind auf den Kapverden fliegt außerdem viel Sand durch die Luft, daher ist eine eng anliegende Sonnenbrille ebenfalls unabdingbar, natürlich auch um die Augen vor den reflektierten Sonnenstrahlen zu schützen.
Wir hatten das Glück den ganzen Tag von einer feinen Wolkendecke beschützt zu werden…
Mit dem Pickup-Truck wurde ich pünktlich um 8:45 Uhr am Hotel Iberostar Club Boa Vista abgeholt und los ging es nach einer kurzen Vorstellungsrunde über Rabil am internationalen Flughafen nach Estancia de Baixo, einem kleinen Ort gleich neben der Deserto Viana. Mit zwei anderen Gästen saß ich auf gut gepolsterten Holzbänken auf der Ladefläche des Trucks, dies ist hier auf Boa Vista so üblich. Polizei sieht man kaum und so etwas wie den TÜV gibt es erst gar nicht. Dafür fährt man maximal 50 km/h, wenn Gäste auf der Ladefläche sind, was bei den holprigen Straßen auf Boa Vista auch gut ist. Nur etwa 25 Kilometer sind asphaltiert, der Rest ist grob gepflastert oder einfach nur ein besserer Feldweg. Auch hier sind Wind und Sonne nicht zu unterschätzen, eine Windjacke brauchte es an diesem bewölkten Vormittag unbedingt um die Fahrt zu ertragen.
Nachdem wir unser Auto abgestellt hatten ging es auch gleich los durch die kleine Ortschaft Richtung Deserto Viana. Die Insel Boa Vista ist noch relativ ursprünglich und die Bewohner sehr freundlich und meist gut gelaunt, was bereits zu Beginn der Tour ein paar schöne Schnappschüsse einbrachte. Boa Vista heißt übersetzt schließlich “Schöner Ausblick” – und das zurecht! Pin
Wir hatten leider keinen kleinen Esel der uns in die Wüste brachte. Pin Normalerweise sieht man diese ehemaligen Pack- und Arbeitstiere auf der gesamten Insel frei und verwildert umherlaufen.
Eine Bar am Rande der Wüste Deserto Viana – sicher eine findige Geschäftsidee… Pin
Da lag sie nun vor uns, die Sahara des Atlantiks – sogar mit eigenem Ortsschild, gesponsert von einem lokalen Handyanbieter. Der Sand in dieser kleinen Wüste stammt übrigens nur zu einem Bruchteil aus der über 450 Kilometer entfernten Sahara. Die mehr als 150 Millionen Jahre alten kapverdischen Inseln haben den Großteil des Sandes selbst erzeugt.
Scheinbar endlose Sanddünen türmten sich vor uns auf,
in der Ferne eine große Palme – unser erstes Etappenziel.
Um die Erosion und Versandung der Insel Boa Vista etwas zu bremsen hat man vor vielen Jahren nordamerikanische Akazien gepflanzt. Diese wuchsen so gut, daß sie nun einen Großteil der Insel für sich einnehmen und die endemische Pflanzenwelt am Wachstum hindern. Die weitläufigen und bodennahen Wurzeln dieser Büsche nehmen Palmen und anderen Gewächsen mit tieferen Wurzeln vielerorts das Bisschen Wasser zum Leben weg. Und dem Wanderer in der Wüste sind sie eine effektive Stolperfalle, gerade wenn man schlauerweise Sandalen oder Flip Flops trägt. Pin
Bergauf und bergab ging es bereits auf dem Weg zum ersten Halt an der großen Dattelpalme in der Deserto Viana. Das erklimmen dieser Wanderdünen kann manchmal zur richtigen Herausforderung werden. In diesem Fall war der Untergrund jedoch ziemlich fest, was den Aufstieg sichtlich erleichterte.
Unsere kleine Wandertruppe und die Palme aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Wer jetzt glaubt so eine Wüste wie die Deserto Viana ist komplett leblos, der irrt gewaltig. Viele Pflanzen haben sich an die kargen Verhältnisse gewöhnt und gedeihen auch hier prächtig, wenn auch sichtbar vom stets wehenden Passatwind gezeichnet. Und keine Angst: Giftige Tiere gibt es auf den gesamten Kapverden nicht, ergo auch keine Schlangen, Skorpione oder Giftspinnen in dieser Wüste.
Sand- und Steinwüste wechseln sich ab…
…jede für sich ist ein faszinierender Anblick…
…und so manchen Wanderer verlocken die flachen Steine zu einem kleinen Kunstwerk,
auch wenn dies nicht von Dauer sein wird. Pin
Viel schöner sind die von der Natur geschaffenen Kunstwerke aus Sand, Wasser und Wind.
Während der etwa sieben Kilometer langen Tour waren wir glorreichen Sieben übrigens nicht immer alleine. Auf Boa Vista leben Nutztiere wie Ziegen und Kühe freilaufend, denn der Besitzer vertraut darauf, dass die Tiere Abends wieder von alleine in den Stall heimkehren um Trinkwasser zu bekommen und gemolken zu werden. All diese Informationen sprudelten immer wieder aus unserem tollen Guide Franca heraus, ich fühlte mich gut informiert und bestens aufgehoben.
Man mag es kaum glauben, aber selbst die dornigsten Büsche
und das graueste Gras reichen diesen kleinen Überlebenskünstlern aus.
Und wenn so ein kleines Zicklein dann mal doch den Weg nach Hause nicht findet endet es eben so wie hier auf dem Bild. Ausgebleicht von der sengenden Sonne… auch nicht besser als im Topf zu landen, denn das Fleisch der jungen Ziege wird hier auf den Kap Verden sehr gerne gegessen.
Gut zu erkennen: Der steinige Untergrund und die Dornbüsche – festes Schuhwerk ist Pflicht!
Hin und wieder machten wir kurz Rast um etwas Wasser zu trinken, Franca von Boabab Tours achtete auf jeden Teilnehmer und ging individuell auf Fragen und Wünsche ein. Das Wetter war uns gut gewogen, die Wolken ließen nur ab und an die Sonne durch und das war auch ganz gut so für uns Europäer, die eine solche Hitze nicht gewöhnt sind. Dennoch entstanden auch bei diesem Licht ein paar tolle Bilder der Deserto Viana, wie ich finde… Pin
Total versandet: Ein Busch in der Wüste, dahinter die Wanderdüne.
Ein Blick über den ausgedörrten Boden der Wüste von Boa Vista.
Man mag es kaum glauben, aber zur Regenzeit ab September
wird dieses ausgetrocknete Flussbett zu einem reissenden Fluss.
Atemberaubender Ausblick über die Deserto Viana auf Boa Vista.
Nach einem anstrengenden Weg durch die Deserto Viana lockte zum krönenden Abschluss der Besuch der kleinen Stadt Bofareira im Norden von Boa Vista. Dies ist eine der wenigen Ortschaften auf der Insel die man von Sal Rei aus auf einer gut asphaltierten Straße erreicht. Dafür gibt es nur Strom, wenn das Aggregat läuft – aber der Handyempfang ist erstklassig.
Bofareira City Limits… das wäre doch was für Ike und Tina Turner! Pin
Unser wohlverdientes Mittagessen gab es dann ab kurz nach halb zwei im “ELVIS”,
einem kleinen Tante Emma Laden samt Cantina im Herzen von Bofareira.
Gut sortiert mit allem was man so zum täglichen Leben braucht.
Zu einer eiskalten Flasche Bier der lokalen Marke Strela gab es dann das leckere und sehr sättigende Nationalgericht Cachupa (Katchupa), eine würzige Mischung aus Mais, Bohnen, Maniok und Kartoffeln. Dazu gab es entweder frisch gefangenen, gebratenen Fisch oder eine köstliches Omelette.
PinAuch an Unterhaltung sollte es uns nicht mangeln… kapverdianische Melodien und Songs, alles live interpretiert. Die lokale Musik erinnert stark an die kubanischen Salsa-Klänge und ist mindestens ebenso mitreißend.
Dazu tanzte dann ganz spontan ein etwa Dreijähriger Kapverdianer, dessen Eltern gerade nebenan beim Einkaufen waren. Lebensfreude pur bei den einfachsten Dingen. Zur Belohnung gab es für den kleinen Tänzer dann ein Tütchen Gummibären, wobei er sich mit dem Öffnen sichtbar schwer tat… Pin
Die freundliche Köchin posierte dann noch freudestrahlend mit Charmeur Jack Bearow. Pin
Abschied aus Bofareira, dem kleinen Ort am Rande er Wüste Deserto Viana.
Nach dem wirklich guten Essen gab es ein Stamperl Grog, einem lokalen Zuckerrohrschnaps auf’s Haus und ein kleines Tänzchen zum Abschluss. Dann wurden wir abgeholt und zuverlässig zu unseren Hotels chauffiert.
PinMein Fazit für diese erlebnisreiche, aber durchaus auch fordernde Trekking Tour durch die kleine Wüste Deserto Viana auf Boa Vista ist auf jeden Fall sehr positiv. Grazie mille an dieser Stelle für die grandiose und professionelle Organisation seitens der Tourleitung. Wer Boa Vista auf ganz persönliche, authentische und ursprüngliche Art erleben will und dazu auch Hintergrundwissen erwerben möchte, ist bei Franca bestens aufgehoben und auch das Preisleistungsverhältnis stimmt. Zwei weitere Touren mit ihr stehen noch auf dem Plan und ich werde ganz sicher davon berichten.
Mein persönlicher Ohrwurm während der gesamten Tour war übrigens “Horse with no name” von America… fragt mich jetzt bloß nicht warum! Pin
Disclaimer: Die komplette Pauschalreise nach Boa Vista und auch diese Tour in die Wüste Deserto Viana wurde von mir selbst geplant und bezahlt. Es gab keinerlei Sponsoren oder Unterstützer, dennoch ist meine Meinung wie immer offen und ungeschminkt. Tolle Tipps für meinen Aufenthalt habe ich übrigens aus dem Reiseführer Cabo Verde aus dem Reise Know-How Verlag.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
Hey, super Bericht. Wer hätte gedacht, dass es so ein Wüstenabenteuer auf den Kapverdischen Inseln zu erleben gibt. Michael von der Travel Agents Community
Danke Michael, wart mal ab was noch kommt! Hab noch ein paar Erlebnisse von den Kapverden auf Lager, auch wenn ich seit letzter Nacht leider schon wieder zuhause bin… ;-)
Tolle Geschichte, schön geschrieben – Daniel,
man merkt die Insel hat Dir gefallen. Und – welche Wüste ist die nächste?
Grüße aus Berlin
Marita
Danke Marita!
Ja, die Insel war wirklich schön.
Leider gibt es aber noch kein defintiv geplantes Wüsten-Ziel in den kommenden Monaten.
Neben der richtigen Sahara oder Australien würde mich auch die Baja California sehr interessieren. Irgendwann nehm ich das sicher mal in Angriff. ;-)
Liebe Grüße aus Bayern
Daniel
Hallo Daniel, das ist ja witzig. Ich war auch mit Franca unterwegs. Am meisten beeindruckt hat mich das Farbenspiel zum Sonnenuntergang in der Wüste. Einfach toll um Fotos zu machen. Ich habe mir insgesamt 4 Insel angeschaut und war neben Boavista noch auf Sao Vicente und Santo Antao. Zurück ging es dann von Sal. Für mich war Santo Antao das absolute Highlight, weil es dort nicht ganz so karg ist. Die Berglandschaft ist atemberaubend und die Menschen sind sehr herzlich und gastfreundlich. Ganz anders als auf Sal und Boavista, wo es ja doch schon etwas touristischer zugeht. Die Kapverden Rundreise hat picotours organisiert – die arbeiten mit kleinen Unterkünften zusammen und kennen sich wirklich gut aus. https://www.picotours.de/de/kapverden.html Was man sich auf Boa Vista übrigens nicht entgehen lassen sollte ist eine Tour zur Schildkröten-Beobachtung. Hast du das auch gemacht?
Ach so eine Rundreise über ein paar mehr kapverdische Inseln als nur Boa Vista wäre auch schön, war damals aber nicht im Budget. Das mit den Schildkröten ist beim nächsten Mal aber auf jeden Fall eine Überlegung wert. :-)