Cultureclash beim Besuch im Horus Tempel von Edfu auf Nilkreuzfahrt in Ägypten. Eine schmale Gratwanderung zwischen Belästigung und Begeisterung.
Station zwei auf meiner Nilkreuzfahrt von Luxor nach Assuan war die Stadt Edfu. Die Bilder aus Luxor werden nachgeliefert, ich habe heute und morgen noch zwei Ausflüge dort bevor es zurück nach Hurghada geht und warte ab, was dabei an Bildern zustande kommt.
Heute zeige ich erst einmal die Fotos meines Besuchs im Horus Tempel. Ein beeindruckend gut erhaltener Kultbau, wenn nicht sogar der am Besten erhaltene im vorchristlichen Mittelmeerraum. Bereits 237 vor Christus wurde der Grundstein gelegt, weitere 180 Jahre sollte es dauern, bis der gewaltige Bau fertig gestellt wurde.
Ankunft in Edfu am Nil
Mein Tag begann im Morgengrauen mit dem Weckruf auf Nilkreuzfahrt in Ägypten…
Von anderen Reisenden an Bord gewarnt war ich auf der Hut. Edfu sollte unfreundlich, laut und schmutzig sein und ich kann das leider nur bestätigen. Die mürrischen Gesichter der arbeitslosen Kutscher und die extrem aufdringlichen Souvenir-Verkäufer schreckten uns Europäer eher ab. Land und Leuten ging es seit dem arabischen Frühling nicht gut und diese unterschwellig aggressive Grundstimmung herrschte bei nahezu jedem Landgang während dieser Nilkreuzfahrt.
Die Pferdekutschen am Hafen
Am Anleger warten die Kutscher von Edfu auf ihre Kundschaft.
In solchen Kutschen, gezogen von abgemagerten Pferden, geht es auf einer etwa 15 Minuten dauernden Fahrt durch die Stadt zum Tempel. In dieser trockenen, staubigen Luft ist das zwar eine Abwechslung, aber nicht wirklich ein prickelndes Erlebnis für Pferdeallergiker wie mich…
Tierfreundlich reisen geht eindeutig anders! Doch wie jeder Ausflug während dieser Reise durch Ägypten wäscht hier eine Hand die andere. Alles wird vorab organisiert und gut geschmiert. Vom Besuch bei den Papyrus-Herstellern, in der Parfümfabrik oder beim Teppichhändler. So waren auch hier bereits der Fahrpreis und das spätere Trinkgeld in Höhe von zwei Euro pro Person bereits ausgemacht.
Am Horus Tempel von Edfu
Nach der Ankunft am Tempel drängt man sich durch die wartenden Händler Richtung Eingang. Unser fantastischer und perfekt deutsch sprechender Tourguide Hammad hatte uns bereits gewarnt: Schnell gehen, die Leute ignorieren, ab und zu zurück lächeln.
An der Kasse dann keine Schlange, die Eintrittskarten hatten wir bereits, so gab es nur eine kurze Taschenkontrolle und schon waren wir in der großen Tempelanlage. Zu den folgenden Bildern werde ich nicht viel erklären, am Ende des Beitrages steht dann ein WikiPedia-Link für alle Wissbegierigen…
Bilder aus dem Horus Tempel
Geburtshaus des Harsomtus im Horus Tempel von Edfu.
Der große Pylon am Eingang zur Tempelanlage.
Auch der kleine Jack Bearow wollte einmal gehen wie ein Ägypter
und leiht sich hier kurzerhand die Beine des Pharao in Edfu…
Der große Pylon im Horus Tempel
Gewaltig: Der zweitgrößte Pylon in Ägypten steht in Edfu am Eingang zum Haupttempel.
Der Gott Horus – heute vielen auch aus dem Slot-Spiel Eye of Horus bekannt – mit der Doppelkrone für Ober- und Unterägypten.
Relief eines Falken als Symbol für den Falkengott Horus.
Hier ein Falke aus Granit im inneren Hof der Tempelanlage.
Demonstration gegen den Terrorismus auf ägyptisch
Dann kommt es zu einer brenzligen Situation. So etwas wollte ich auf dieser Reise nach Ägypten eigentlich tunlichst vermeiden: Ich gerate in eine Demonstration.
Eine Berufsschulklasse aus Edfu, mit etwa 20 jungen Muslima, demonstriert für Ägypten, für Tourismus und vor allem gegen Terrorismus. Diese spontane Veranstaltung bleibt friedlich unter den Augen einiger schwer bewaffneter Sicherheitsleute. Viele Touristen klatschen und machen Bilder. Dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei…
Eine mutige, junge Muslima demonstriert im Tempel von Edfu gegen Terror.
Inschriften im Horus Tempel
Auch wir gehen weiter und staunen über die gut erhaltenen Inschriften,
wie etwa diese Kartusche mit dem Namen eines Pharao.
Ein Reliefpfeiler: Gewaltige Säulen, geschmückt mit wunderbaren Zeichnungen, stützen den Horus Tempel.
Neben den erstaunlich gut erhaltenen Reliefs mit Szenen aus dem Alltag der Pharaonen…
…und den spannenden Mythen rund um die ägyptischen Gottheiten…
…fanden die Archäologen hier viele Beschreibungen von
Tempelritualen und sogar Rezepte für heilige Öle und Salben.
Die Heilige Barke des Pharao im Horus Tempel von Edfu
Im Allerheiligsten, dem Sanktuar, gibt es eine heilige Barke als Nachbau zu bestaunen.
Unser studierter Tourguide Hammad erklärte uns sehr viel und wusste auf jede Frage eine Antwort.
Die Szene der Krönung eines Pharao an der Außenwand des Horus Tempel von Edfu.
Neue Bewohner – neue Götter im Edfu Tempel
Die neuen Bewohner im Horus Tempel beobachten das Treiben
aus sicherer Distanz, vielleicht fällt ja ein kleiner Happen für sie ab.
Einige Reliefs wurden später durch die Christen und Moslems zerstört.
Man sollte keine anderen Götter mehr huldigen.
Ein Blick in den Säulengang, der den Innenhof des Horus Tempel von Edfu umgibt.
In der Mitte die altägyptische Göttin Maat, zuständig für Gerechtigkeit und Wahrheit –
vielleicht deswegen auch der schwarze Balken über den Augen.
Das Ankh-Kreuz in den Händen der Götter symbolisiert das Ewige Leben.
Der Pylon am Eingang zum Horus Tempel als Panorama-Aufnahme.
Der Rückweg vom Edfu Tempel zur Kutsche und die Fahrt zum Nilkreuzfahrtschiff gestaltete sich ähnlich nervig wie der Hinweg. Da wurden einem mal schnell ungefragt Hemden über die Schulter gelegt und Andenken in die Hand gedrückt, eine eher aggressive Art des Verkaufens, welche ich absolut nicht mag. Insbesondere der wütende Kutscher, welcher sichtlich mehr als das vorab vereinbarte Trinkgeld erwartete, schimpfte uns noch lange hinterher. Zurück an Bord war das jedoch Gott sei Dank schnell vergessen.
Mein Fazit: Auch wenn der Weg vom Schiff zum Horus Tempel von Edfu und zurück teilweise einem Spießroutenlauf gleicht lohnt er sich auf jeden Fall. Wer zum ersten mal nach Ägypten kommt und dann auch noch eine Nilkreuzfahrt macht sollte sich dieses Schmuckstück nicht entgehen lassen. Derzeit sind die Warteschlangen nicht vorhanden und man kann tolle Bilder machen, ganz ohne große Menschenaufläufe.
Nächster Halt: Der Doppeltempel von Kom Ombo!
Weitere Links zu Edfu und dem Horus Tempel
Disclaimer: Die komplette Reise nach Ägypten, die Nilkreuzfahrt und auch dieser Ausflug zum Horus Tempel von Edfu wurden von mir selbst geplant und bezahlt. Es gab keine Sponsoren, daher ist meine Meinung unvoreingenommen, offen und ehrlich. Interessante Infos rund um das Niltal habe ich aus dem ebenfalls selbst gekauften Buch Niltal – Von Kairo nach Abu Simbel: Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
Hey!
Cool, dass du schreibst, dass die An- und Abreise zum Tempel nicht so nett war. Die ewigen „Alles ist so toll“-Blogs gehen mir auf den Keks. Irgendwann werde ich den Horustempel sicher selber besuchen. Dein Artikel macht mir Lust daruf weiter an meinen Reiseplänen zu arbeiten.
Grüße
Miss Jones