Orgosolo auf Sardinien: Entdecke das Dorf der sprechenden Wände

Kennt ihr das Gefühl, wenn eine Reise euch an einen Ort führt, der so ganz anders ist als erwartet? Einen Ort, der unter die Haut geht und lange nachwirkt? Genau das ist uns auf Sardinien passiert, als wir uns bei einem unserer zahlreichen Ausflüge auf den Weg ins Herz der Insel machten, in das Bergdorf Orgosolo. Schon die Anfahrt durch die wilde, zerklüftete Landschaft der Barbagia, tief im Supramonte-Gebirge, ließ uns erahnen: Hier erwartet uns etwas Besonderes. Als sich Orgosolo dann an den Hang schmiegte, wirkte es auf den ersten Blick vielleicht etwas herb, fast unzugänglich. Doch dieser erste Eindruck täuscht gewaltig!

Orgosolo Sardinien Italien Pin

Abseits der ausgetretenen Touristenpafde an den malerischen Küsten von Sardinen oder den Postkartenmotiven in Bosa und Castelsardo ist Orgosolo kein gewöhnliches Dorf. Es ist ein lebendiges Museum, eine riesige Freiluftgalerie, in der die Hauswände sprechen lernen. Überall stolpert man über sie: die berühmten Murales von Orgosolo, Wandmalereien (Graffiti oder Streetart), die von Geschichte, Protest, Alltag und Träumen erzählen. Sicher, ihr habt vielleicht schon vom Ruf Orgosolos als berüchtigtes „Banditendorf“ gehört. Aber glaubt mir, hinter diesem Klischee verbirgt sich eine viel tiefere, authentische Geschichte von Widerstand, Stolz und einer ganz eigenen Kultur, die wir gemeinsam entdecken wollen. Kommt mit auf unsere Reise in ein sardisches Dorf, das uns tief inspiriert und uns das wahre, ungeschminkte Sardinien erfahren ließ.

Landkarte Murales Orgosolo Sardinien Italien Pin
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Zwischen Mythos und Widerstand: Die Seele von Orgosolo

Ja, der Mythos des „Banditendorfes“ haftet an Orgosolo wie der Staub der Bergstraßen. Und er hat einen wahren Kern. Über Jahrhunderte war die Barbagia eine Region geprägt von Armut, dem ständigen Kampf gegen Eroberer und einer tief verwurzelten Kultur der Selbstjustiz, der Blutrache („Disamistade“). Viehdiebstahl war an der Tagesordnung, Fehden zwischen Familien oder Clans zogen sich über Generationen und das unwegsame Supramonte-Gebirge bot ideale Verstecke vor staatlicher Autorität. Die Kriminalitätsrate war zeitweise erschreckend hoch und selbst auf dem Friedhof finden sich Grabsteine mit Inschriften wie „erschossen von…“ oder „ermordet am…“.

Gasse Murales Bergdorf Orgosolo Sardinien Italien Pin

Doch diese düstere Vergangenheit ist nur eine Seite der Medaille. Was mich viel mehr beeindruckt hat, ist der unbeugsame Geist des Widerstands, der hier allgegenwärtig scheint. Ein Schlüsselereignis, das die Seele Orgosolos prägt, ist die Revolte von Pratobello“ im Jahr 1969. Damals wollte der italienische Staat das kommunale Weideland – das hier traditionell der Gemeinschaft gehört und nicht Privateigentum ist – in einen riesigen NATO-Truppenübungsplatz umwandeln. Die Orgolesen, misstrauisch gegenüber Versprechungen aus Rom, das viele hier ohnehin als ferne Besatzungsmacht betrachteten, wehrten sich. Aber nicht mit Waffen, sondern mit zivilem Ungehorsam. Hunderte Männer, Frauen und Kinder besetzten friedlich das Plateau, verwickelten die Soldaten in Gespräche, manipulierten Wegweiser und machten unmissverständlich klar: Dieses Land gehört uns!

Am Ende zog das Militär unverrichteter Dinge wieder ab – ein triumphaler Sieg des gewaltlosen Widerstands, der Orgosolo zum Symbol für ganz Sardinien machte. Dieser gewaltlose Akt kollektiver Stärke steht im starken Kontrast zur Gewalt des Banditentums und zeigt eine oft übersehene Facette des Dorfes: Ein tiefes politisches Bewusstsein und die Fähigkeit zum gemeinsamen Handeln.

Dieses grundlegende Misstrauen gegenüber der Zentralgewalt, genährt durch Jahrhunderte der Fremdherrschaft und gefühlter Vernachlässigung, erklärt auch vieles über die Entstehung der Murales. Sie wurden zu einer Stimme für die, die sonst keine hatten.

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Trotz dieser rauen Geschichte und des manchmal verschlossenen ersten Eindrucks erlebten wir beim Besuch in Orgosolo aber auch eine überraschende Herzlichkeit. Mit kleinen Kindern im Schlepptau kommt man immer schnell ins Gespräch im kinderfreundlichen Italien. Bei einem Espresso in einer kleinen Bar kamen wir so mit dem Wirt ins Gespräch. Statt düsterer Banditengeschichten erzählte er in gebrochenem Englisch aber mit leuchtenden Augen von Pratobello und dem Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Diese typisch sardische Gastfreundschaft, die wir auf dieser Insel schon so oft erlebt hatten, blitzte immer wieder auf und zeigte uns die komplexe, vielschichtige Seele dieses Ortes.

Murales von Orgosolo: Wo Kunst auf Geschichte trifft

Und dann sind da natürlich die weltberühmten Murales. Macht euch bereit für eine Entdeckungstour, die ihresgleichen sucht! Wir schlenderten durch die Hauptstraße, den Corso Repubblica, aber der wahre Zauber offenbarte sich oft erst in den verwinkelten Nebengassen und versteckten Innenhöfen. Hinter jeder Ecke wartete potenziell ein neues Kunstwerk darauf, uns seine Geschichte zu erzählen.

Es ist wie ein Gang durch ein lebendiges Geschichtsbuch unter freiem Himmel. Die ersten Wandmalereien entstanden Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, oft initiiert durch den Kunstprofessor Francesco Del Casino und seine Schüler oder durch externe Gruppen wie Mailänder Anarchisten. In einer Zeit sozialer Unruhen und ohne eigene Presse waren die Hauswände das Medium, um Protest laut werden zu lassen: Gegen den Staat, gegen soziale Ungerechtigkeit, gegen Faschismus, Kapitalismus und Krieg. Die Revolte von Pratobello fand hier ebenso ihren Ausdruck wie der Kampf der Hirten um ihr Land.

Mit der Zeit wurden die Themen breiter, internationaler. Wir entdeckten Darstellungen, die an den Vietnamkrieg erinnern, an den Kampf gegen Apartheid, an globale Konflikte wie in Palästina oder sogar an den 11. September. Berühmte Persönlichkeiten wie Antonio Gramsci, Che Guevara oder auch Karl Marx und Lenin blicken von den Wänden. Manche Bilder sind universell verständlich, wie die bewegende Darstellung zum Internationalen Frauentag, die an einen tragischen Fabrikbrand in New York erinnert, oder ein kluges Gemälde, das je nach Blickwinkel „Ich liebe den Frieden“ oder „Wir kämpfen für den Frieden“ zeigt.

08 Politische Wandmalerei Murales Orgosolo Sardinien Italien Pin

Andere sind komplexer und erfordern Hintergrundwissen. Ein Murales, das Helmut Schmidt über den Gräbern der RAF-Mitglieder zeigt, erschließt sich wohl nur dem, der die Zeit des Deutschen Herbstes miterlebt hat. Es zeigt, dass die Murales, auch wenn sie globale Themen aufgreifen, oft in einem spezifischen lokalen oder zeitgeschichtlichen Kontext verwurzelt sind, der nicht immer sofort zugänglich ist.

Aber genau das macht den Reiz aus! Die Murales sind keine reine Ästhetik, kein bloßes Dekor. Sie sind oft direkt, manchmal rau, politisch, aufrüttelnd – hier gibt es keine Schönfärberei. Sie fordern heraus, regen zum Nachdenken an. Später kamen auch Motive hinzu, die das sardische Alltagsleben, die Kultur der Hirten, Frauen bei der Arbeit oder einfach die Schönheit der Insel zeigen.

Vielfältig, oft ausdrucksstark sind die Stile, manchmal erinnern sie an Picasso, dann wieder sind sie fast naiv oder plakativ. Die Farben leuchten mal kräftig, mal sind sie von Sonne und Wind verblasst. Denn die Murales sind lebendig – sie altern, verwittern, werden manchmal übermalt oder liebevoll restauriert. Ein Besuch ist also immer nur eine Momentaufnahme dieses dynamischen Kunstprozesses im öffentlichen Raum.

Reiseblogger-Tipp: Nehmt euch Zeit! Schlendert ohne festen Plan, lasst euch treiben und seid neugierig. Versucht, die oft italienischen oder sardischen Texte zu entziffern oder zu übersetzen (Google Übersetzer App) – es lohnt sich! Und haltet die Reisekamera bereit, denn wie ihr seht gibt es hier Fotomotive jeder Ecke.

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Orgosolo Praktisch: Tipps für deinen Besuch

Pane Frattau sardische Lasagne Orgosolo Sardinien Italien Pin
Sardische Lasagne „Pane Frattau“ – in Orgosolo unbedingt probieren!

Damit euer Ausflug nach Orgosolo reibungslos verläuft, habe ich hier die wichtigsten praktischen Tipps und Erfahrungen für euch zusammengefasst:

  • Anreise: Orgosolo liegt im Herzen der Barbagia, etwa 21 Kilometer südlich von Nuoro, gute eineinhalb Stunden von Olbia entfernt, 620 Meter über Meereshöhe. Um flexibel zu sein und auch die wunderschöne Umgebung zu erkunden, ist ein eigenes KFZ oder ein Mietwagen eigentlich unverzichtbar. Die Straßen können kurvenreich sein, aber die Fahrt durch die Berglandschaft ist ein Erlebnis für sich.
  • Unterwegs im Dorf: Das Dorf entdeckt man am besten zu Fuß. Schreibt also für die Reise nach Sardinien unbedingt bequeme Schuhe auf die Kofferpackliste! Achtung: In der Hauptsaison (Juli / August) kann es durch die Ankunft von Reisebussen sehr voll werden. Wenn ihr es ruhiger mögt, kommt lieber früh am Morgen oder weicht auf die Nebensaison aus. Eine tolle Möglichkeit, mehr über die Hintergründe der Murales zu erfahren, sind die Audioguides, die man meist an einem Kiosk am zentralen Platz ausleihen kann. Sie sind mehrsprachig verfügbar und bieten eine etwa 60-75-minütige Tour, wobei die Ausleihe meist für 4 Stunden gilt. Das gibt euch Flexibilität für Pausen. Diese Professionalisierung macht den Besuch informativer, nimmt aber vielleicht ein wenig vom reinen Abenteuer-Charakter.
  • Essen & Trinken: Die sardische Küche ist deftig, ehrlich und unglaublich lecker! Probiert unbedingt lokale Spezialitäten. Wir haben uns in einer kleinen Trattoria wunderbare Pasta schmecken lassen und ein Gläschen vom kräftigen, sardischen Cannonau-Rotwein genossen. Besonders authentisch ist ein Essen in einem Agriturismo oder ein sogenanntes „Pranzo con i Pastori“ (Hirtenessen), das oft in der Umgebung angeboten wird. Hier bekommt ihr oft traditionelle Gerichte wie Porceddu (Spanferkel), gekochtes Schaf, Pecorino-Käse und natürlich Pane Carasau (das dünne Hirtenbrot) serviert. Eine sardische Lasagne aus diesem leckeren Brot, Tomaten-Polpa, Pecorino und Ei nennt sich übrigens Pane Frattau und ist eine vegetarische Köstlichkeit (siehe Foto oben!). Das ist mehr als nur Essen – es ist ein Eintauchen in die lokale Kultur und Lebensweise! In Orgosolo selbst gibt es gute Pizzerien und Restaurants, z.B. das oft gelobte Il Portico oder das Ristorante Supramonte etwas außerhalb, wo auch Hirtenessen stattfinden. Zum Nachtisch sind Seadas (mit Käse gefüllte und mit Honig übergossene Teigtaschen) ein Muss!
  • Übernachten: Direkt in Orgosolo findet ihr vor allem gemütliche Bed & Breakfasts. Das B&B Peonia wird oft für seine herzlichen Gastgeber und sauberen Zimmer gelobt, ebenso wie Canduleri für sein stilvolles Ambiente oder Il Portico. In der näheren Umgebung gibt es auch schöne Agriturismos und Hotels.
  • Beste Reisezeit: Ideal sind meiner Meinung nach der Frühling (Mai / Juni) und der Herbst (September / Oktober). Dann ist das Wetter meist angenehm warm, die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite (besonders im Frühling) und es ist nicht so überlaufen wie im Hochsommer. Ein besonderes Erlebnis ist der Autunno in Barbagia (Herbst in der Barbagia), eine Veranstaltungsreihe von September bis Dezember, bei der jedes Wochenende ein anderes Dorf seine Tore öffnet und traditionelles Handwerk, Essen und Kultur präsentiert.
  • Souvenirs: Wer eine Erinnerung mitnehmen möchte, findet Postkarten, Poster, T-Shirts oder Tassen mit Murales-Motiven. Ein ganz besonderes Mitbringsel wäre vielleicht ein Stück der handgewebten Seide („Su Lionzu“), ein traditionelles Handwerk, das leider vom Aussterben bedroht ist.
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Orgosolo auf einen Blick: Praktische Tipps

KategorieEmpfehlung / Info
AnreiseEigenes Auto oder Mietwagen empfohlen
Beste ReisezeitFrühling (Mai / Juni), Herbst (September / Oktober), Autunno in Barbagia
FortbewegungZu Fuß, bequeme Schuhe
Murales entdeckenSpaziergang, Audioguide (optional, am Kiosk erhältlich)
EssenTypisch sardisch (Agriturismo, Trattoria), Porceddu, Pecorino, Pane Frattau, Cannonau, Seadas
UnterkunftB&Bs im Ort, Agriturismos, Hotels im Umland

Jenseits der Mauern: Das wilde Herz des Supramonte

Orgosolo ist aber mehr als „nur“ das Dorf der Murales. Es ist das Tor zum Supramonte, einer der wildesten und ursprünglichsten Berglandschaften Europas. Wenn ihr von den bemalten Mauern aufblickt, seht ihr die schroffen Kalksteingipfel aufragen – eine Einladung zum Abenteuer!

Supramonte Gebirge Orgosolo Sardinien Italien Pin

Für Natur- und Wanderfreunde ist diese Region ein Paradies, wenn auch ein recht anspruchsvolles:

  • Die Gola Su Gorroppu ist ein absolutes Highlight – eine der tiefsten Schluchten Europas mit bis zu 500 Meter hohen, senkrechten Wänden. Eine Wanderung durch die Schlucht ist ein unvergessliches Erlebnis, oft wird die Anfahrt zum Startpunkt mit Jeeps erleichtert.
  • Der Foresta di Montes oder der Steineichenwald von Sas Baddes bieten mystische Wanderungen durch einen der letzten Primärwälder Europas, oft im angenehmen Schatten jahrhundertealter Bäume. Wir waren fasziniert von der stillen, fast magischen Atmosphäre dort.
  • Gipfelstürmer können den Monte Novo San Giovanni (1316 m) erklimmen und werden mit einem atemberaubenden Panorama belohnt.
  • Ein weiteres Naturwunder ist Su Suercone, eine riesige, trichterförmige Doline – ein beeindruckender Anblick, dessen Erwanderung jedoch Erfahrung und oft einen Guide erfordert.

Aber der Supramonte birgt nicht nur Naturschätze. Überall finden sich Zeugnisse der uralten Nuraghenkultur: geheimnisvolle Steintürme (Nuraghen wie Mereu oder Su Calavriche), Feengräber (Domus de Janas) und monumentale Gigantengräber (Tombe dei Giganti) erzählen von Sardiniens prähistorischer Vergangenheit.

Reiseblogger-Tipp: Viele Wanderungen und Erkundungen im unwegsamen Supramonte sollten nicht auf eigene Faust unternommen werden. Die Orientierung ist schwierig, das Gelände anspruchsvoll. Lokale Guides kennen nicht nur die Wege, sondern auch die Geschichten und Geheimnisse der Region und sorgen für eure Sicherheit. Von Orgosolo aus starten viele geführte Jeep- und Wandertouren.

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Und dann ist da noch ein Klang, der tief mit dieser Hirtenregion verbunden ist: der Canto a Tenore. Dieser archaische, polyphone Gesang von vier Männerstimmen (Bassu, Contra, Boche, Mesu Boche) ist so einzigartig, dass er von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Die Sänger stehen im engen Kreis, der Solist (sa Oche) singt Gedichte oder Geschichten, während die anderen drei einen tiefen, gutturalen Klangteppich weben. Es ist ein Klang, der direkt aus der Seele dieser Landschaft zu kommen scheint. Manchmal kann man ihn spontan in einer Bar hören, oder bei lokalen Festen. Es gibt auch bekannte Gruppen wie den „Gruppo Folk Murales di Orgosolo“. Hört unbedingt mal rein, wenn ihr die Gelegenheit habt – es ist Gänsehaut pur!

Die Kombination aus dieser einzigartigen Natur, den prähistorischen Zeugnissen und dem lebendigen Kulturerbe wie dem Canto a Tenore macht die Region um Orgosolo zu einem Ort von außergewöhnlicher Bedeutung, der weit über die faszinierenden Murales hinausgeht.

Mein Fazit: Orgosolo – ein unvergessliches Stück Sardinien

Orgosolo hat mich tief beeindruckt. Es ist ein Ort der Kontraste: Die Stille der Berge trifft auf die lauten Botschaften der Wände. Die raue Vergangenheit des Banditentums steht dem stolzen Geist des Widerstands gegenüber und die karge Landschaft birgt eine unerwartete Fülle an Kunst und Kultur.

Parkplatz Murales Orgosolo Sardinien Italien Pin

Für uns ist Orgosolo ein absolutes Muss für jeden Sardinien-Reisenden, der das authentische, ungeschminkte Herz der Insel erfahren möchte. Es ist kein Ort, den man einfach nur konsumiert. Orgosolo fordert heraus, regt zum Nachdenken über Geschichte, Politik und Kunst an und belohnt den Besucher mit einer Tiefe, die man an vielen Urlaubsorten vergeblich sucht. Es ist ein Ort, der inspiriert und uns einmal mehr gezeigt hat, wie kraftvoll Kunst als Ausdrucksmittel sein kann und wie widerstandsfähig kleine Gemeinschaften ihre Identität bewahren können. Ein Besuch hier ist mehr als nur Sightseeing – es ist eine Begegnung mit der Seele Sardiniens. Wer mit der Sardinienfähre und dem eigenen Auto auf die Insel kommt sollte diesen Ausflug unbedingt mit einplanen.

Weiterführende Links über Orgosolo auf Sardinien

  1. Wikipedia – Orgosolo: Bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte, Kultur und Geografie des Dorfes.
  2. Sardegna Turismo – Orgosolo entdecken: Die offizielle Tourismusseite Sardiniens mit Informationen zu Orgosolo, den Murales, dem Canto a Tenore und den Sehenswürdigkeiten im Supramonte.
  3. Sardegna Turismo – Die Murales von Orgosolo: Eine spezielle Seite der offiziellen Tourismusbehörde, die sich ganz den Wandmalereien, ihrer Entstehung und Bedeutung widmet.
  4. UNESCO – Canto a Tenore: Die offizielle Seite der UNESCO, die den Canto a Tenore als immaterielles Kulturerbe der Menschheit beschreibt.
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FAQ’s rund um Orgosolo auf Sardinien

Welche Orte auf Sardinien haben Wandmalereien?

Neben Orgosolo gibt es auch in anderen Orten Sardiniens Wandmalereien, insbesondere in der Region Barbagia. Die Tradition der Murales hat sich von Orgosolo aus verbreitet, und auch das Dorf San Sperate gilt als ein Ursprungsort dieser Kunstform auf der Insel.

Sind die Murales in Orgosolo nur politische Protestkunst?

Nein, obwohl die Murales in Orgosolo ursprünglich stark politisch motiviert waren und als Protest gegen soziale Ungerechtigkeit, Krieg und staatliche Autorität dienten, haben sich die Themen über die Jahre erweitert. Heute findet man auch viele Darstellungen des sardischen Alltagslebens, lokaler Traditionen, der Hirtenkultur und der Naturschönheiten der Region.  

Kann man Orgosolo sicher besuchen, trotz seines Rufs als „Banditendorf“?

Ja, Orgosolo kann heute sicher besucht werden, auch wenn der Ruf als „Banditendorf“ auf einer realen, aber weitgehend vergangenen Geschichte von Fehden und Widerstand beruht. Der Ort ist heute ein beliebtes Touristenziel, das vor allem für seine beeindruckenden Wandmalereien bekannt ist, und Besucher berichten von einer gastfreundlichen Atmosphäre.  

Braucht man eine Führung, um die Murales zu verstehen?

Nein, eine Führung ist nicht zwingend notwendig, um die Murales zu entdecken, aber sie kann hilfreich sein, um die Hintergründe und Botschaften besser zu verstehen. Viele Besucher erkunden das Dorf auf eigene Faust; es gibt jedoch auch die Möglichkeit, mehrsprachige Audioguides auszuleihen, die Erklärungen zu den wichtigsten Wandmalereien bieten.

Auswanderer Murales Orgosolo Sardinien Italien Pin
Das Wandbild ist eine Hommage an die sardische Auswanderungsgeschichte – voller Wehmut, Hoffnung und Verbundenheit.
Die gepackten Koffer und das große Schiff symbolisieren den Aufbruch ins Unbekannte.

Original (Sardisch):
Lassavan chin dispiacchere cust’isula pro terras istranieras
a istichidura in naves
prenos de isperanziasa in cada locu e su mundu
nasione bidda o tzatthade b’hat un amicu corale
b’hat una sorre e una frade – tramutat su dolu e s’amore in
s’isperanza de sardos in terras anzenas emigraos

Hadmay
(EMIGRAOS – MENHIR)

Deutsche Übersetzung (sinngemäß):
Sie verließen diese Insel mit Bedauern in Richtung fremder Länder,
eingeschifft auf Schiffen,
voller Hoffnung an jedem Ort und in jeder Ecke der Welt.
Ein Land, ein Dorf oder eine Stadt hatte einen gemeinsamen Freund,
hatte eine Schwester und einen Bruder – Schmerz und Liebe wurden verwandelt
in die Hoffnung der Sarden, die in fremde Länder auswanderten.

Hadmay
(Auswanderer – Menhir)

Deine Meinung ist gefragt!

Wart ihr schon einmal in Orgosolo? Welche Murales haben euch besonders fasziniert oder nachdenklich gestimmt? Oder plant ihr gerade eure Sardinien-Reise und habt noch Fragen? Teilt eure Gedanken, Erfahrungen und Tipps gerne in den Kommentaren – wir freuen uns auf den Austausch mit euch! Sharing is caring!

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag über Orgosolo auf Sardinien wurde in keiner Form gesponsert.

Benutzerbild von Daniel Dorfer
Kreuzfahrt- und Reiseblogger at  | fernweh@gmx.com | Website |  + posts

Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...

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