Immer wieder erstaunt mich anhand welch seltsamer und kurioser Suchanfragen die Informationssuchenden auf meinem kleinen Reise- und Kreuzfahrtblog landen. Oft geht es nur um schöne Bilder, welche ich auf meinen Reisen und Kreuzfahrten weltweit mit der Kamera eingefangen habe, manchmal auch um Ausflugstipps oder Landgänge, doch ab und an ist mal eine richtig gute Frage dabei. Dank WordPress und Google kann ich viele Suchparameter der Suchmaschinen ganz gut auswerten und einige Fragen aus den letzten Monaten sind durchaus einen ganzen Blogartikel wert.
Beginnen möchte ich heute mit der grandiosen Frage:
“Wie sieht ein typischer Tag auf Kreuzfahrt aus?”
Jeder altgediente Kreuzfahrer wird jetzt ein wenig darüber schmunzeln, aber man stelle sich vor, es gibt tatsächlich noch viele Menschen, die sich so eine Schiffsreise noch nie geleistet haben. Dank des boomenden Angebotes trotz der Corona-Pandemie, der stetig sinkenden Preise sowie der angespannten politischen Lage, dem Krieg in der Ukraine und der anhaltenden Terrorgefahr in den typischen Urlaubsländern denken viele Urlauber ernsthaft darüber nach, den nächsten Urlaub auf Hoher See zu verbringen.
Daher will ich als Kreuzfahrtblogger in meinem Kreuzfahrtblog sehr gerne die unterschiedlichen Möglichkeiten eines typischen Tagesablaufs an Bord und an Land einmal genauer unter die Lupe nehmen und möglichst realistisch beschreiben. Dafür lasse ich die lästigen, aber notwendigen Prozedere des Ein- und Ausschiffens einfach weg und starte gleich am ersten Morgen einer Seereise.
Allerdings komme ich nicht umhin vorab ein wenig Grundlagenwissen zum Thema Kreuzfahrt zu vermitteln, um den Einstieg für Kreuzfahrtneulinge etwas einfacher zu gestalten. Das wird wohl auch dafür sorgen, dass die Antwort auf die Leserfrage detailliert in einem mehrteiligen Blogartikel beantwortet wird. Man möge es mir nachsehen…
Cunard Lines Queen Victoria vor Santorini im Mittelmeer.
Was ist ein Kreuzfahrtschiff?
Ein typisches großes Kreuzfahrtschiff, ganz egal ob von AIDA, TUI Mein Schiff, MSC, Costa, NCL, Royal Caribbean, Carnival Cruises, Princess Cruises, Cunard Line, Hapag-Lloyd, Azamara oder Star Clippers, ist im Prinzip nichts anderes als ein großes, schwimmendes Hotel. Je nach Preislage variieren natürlich wie an Land die “Sterne”, also die Ausstattung der Kabinen, die Qualität des Service, der Verpflegung und der abendlichen Unterhaltung an Bord. All das hängt natürlich auch ein wenig von der Größe eines Schiffes ab. Diese variiert von ein paar hundert Passagieren bis hin zu mehr als 6000, zuzüglich 2000 Crewmitgliedern. Ich persönlich habe mich immer auf den kleineren Schiffen mit weniger als 2000 Passagieren wohler gefühlt, aber das ist Geschmackssache.
Neben den unterschiedlichen Restaurants und Bars gibt es meist ebenso ein Theater, eine Disco, ein Spielcasino, verschiedene Shops, mindestens einen Swimmingpool und sogar eine bordeigene Wäscherei. Weitere Extras wie Wasserrutschen, ein 4D-Kino, Autoscooter, eine eigene Brauerei oder gar eine Eislaufbahn sind je nach Reederei und Kreuzfahrtschiff eine zusätzliche Attraktion.
Zusätzlich hat jeder dieser Ozeanriesen eine gut ausgerüstete Krankenstation, ein richtiges Bordhospital mit Schiffsarzt, was auch für chronisch kranke Menschen eine gewisse Sicherheit auf Reisen bietet – natürlich gegen Bares, wenn man nicht vor Antritt der Reise eine extra Reiseversicherung abgeschlossen hat. Auch auf Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer wird mittlerweile verstärkt geachtet.
Im Bild zu sehen ist der Eingang zum Medical Center auf der MSC Preziosa – rund um die Uhr mit zwei fähigen Ärzten, sowie Krankenschwestern und Pflegern besetzt. Eine ärztliche Behandlung hier ist erst einmal bar zu bezahlen, wird aber im nachhinein bei jeder Auslandskrankenversicherung zurück erstattet. Diese paar Euro sind im Notfall gut investiertes Geld.
Wenn man so will ist ein Kreuzfahrtschiff eine kleine, autarke, schwimmende Stadt.
Was ist eine Kreuzfahrt?
Man kennt es vom legendären Traumschiff im ZDF: Die Reise an sich ist das Ziel jeder Seereise. Ich persönlich umschreibe es daher gerne als eine mehrteilige Städtereise, denn in einer Woche auf See werden bis zu sieben interessante Destinationen angelaufen. Man schwimmt quasi im Schlaf von Stadt zu Stadt und wird dabei an Bord so gut es eben gebucht und bezahlt wurde verpflegt und unterhalten. Ein ganz besonderer Reiz liegt für manche ganz einfach darin, auf dem Meer zu reisen. Das entschleunigt und bringt auf andere Gedanken. In der Regel verläuft die Kreuzfahrtroute jedoch so, dass pro Woche ein oder zwei Seetage ohne Landgang dabei sind.
Ausnahmen bilden neben den Postschiffen der Hurtigruten lediglich Reedereien wie MSC, die versuchen jeden Tag eine interessante Destination anzulaufen oder aber Verlegungs-Kreuzfahrten, also wenn das Schiff von sommerlichen in das winterliche Kreuzfahrtgebiet verlegt wird. Letztere sind nicht unbedingt etwas für Neulinge, da man auf so manchem Clubschiff bei einer Verlegungsfahrt sechs Tage mit Dauerbespassung durch das Animationsteam über sich ergehen lassen muss – wenn man denn mit allen anderen Sonnenhungrigen auf dem Pooldeck verweilen möchte. Außerdem wird in dieser Zeit kein Hafen angelaufen, egal wie schlecht das Wetter und wie hoch die damit verbundenen Wellen auf hoher See sind, es geht einfach nicht.
Hawaii-Kreuzfahrt: Auf dem Pooldeck an Bord der NCL Pride of America vor Oahu, Hawaii.
Sinn und Zweck solcher Seetage ist keinesfalls, dass der Passagier sich vom ach so anstrengenden Landgang erholen und die herrlich gesunde Meeresluft genießen kann. Weit gefehlt, es ist vielmehr so, dass man am Seetag gezwungen wird an Bord zu konsumieren – vorzugsweise all das, was man selbst zusätzlich zur gebuchten Vollpension bezahlen muss.
Dazu zählen der leckere Cappuccino, die eiskalte Cola, das frisch gezapfte Bier und cremig-süßen Cocktails genauso wie ein leckeres Eis, frische Crepes mit Nutella oder der Besuch im bordeigenen Wellnessbereich. Mit allerlei Veranstaltungen rund um die Verkaufsförderung wird der Passagier zum zusätzlichen Geldausgeben verlockt, was dank einer Bordkarte anstelle von Bargeld erst einmal mehr als einfach ist. Auf diese ganz speziellen Seetage gehe ich im folgenden Beitrag noch genauer ein.
Ausnahmen bilden hier natürlich die mondänen Transatlantik-Passagen an Bord der legendären Queen Mary 2 von Hamburg nach New York. Aber hier wird sowieso erwartet, dass man zum einen ein wenig Geld hat und zum anderen den Luxus auf dem Schiff genießen möchte. Ein Kreuzfahrt Schnäppchen sieht definitiv anders aus…
Wie ist die Verpflegung auf einem Kreuzfahrtschiff?
Essen ist mit Abstand das Wichtigste an Bord und deshalb kann man das meist rund um die Uhr und auch in verschiedensten Qualitätsstufen – sehr gerne gegen Aufpreis, versteht sich. Ein normaler Passagier auf Kreuzfahrt nimmt jedoch erst einmal die immer mit gebuchte Vollpension in Anspruch, denn wohin soll er auf Hoher See auch sonst zum Essen gehen?
Natürlich kann man hochwertige Themenrestaurants mit dazu buchen. Das Angebot reicht von der einfachen Pizzeria und dem American Diner, über das gemütliche Brauhaus oder Steakhouse bis hin zu japanischem Sushi und Nobelrestaurant mit Sternequalität – das ist mittlerweile vieles geboten auf so einem Kreuzfahrtschiff.
Eigene Verpflegung ist aus Hygienegründen an Bord verboten, es sei denn Sie sind aus medizinischen Gründen darauf angewiesen oder reisen mit Baby.
Zusätzlich wird bei Reedereien wie AIDA, MSC oder Costa mit Nachdruck sehr viel Wert darauf gelegt vorab ein sogenanntes Getränkepaket zu kaufen.
Das geht von ein paar Flaschen Wasser für die Kabine über Kaffeespezialitäten und Softdrinks bis hin zu Bier und Wein – wobei das natürlich nicht den vom schiffseigenen Sommelier zum Abendessen empfohlenen Wein beinhaltet. Aber starten wir erst einmal ohne Alkohol in den Tag…
Was gibt es zum Frühstück auf einem Kreuzfahrtschiff?
Das Frühstück auf dem Kreuzfahrtschiff beginnt meist mit dem Early Bird ganz früh – je nach Schiff und Route – zwischen 5:00 und 6:00 Uhr mit Kaffee, Tee und ein paar Kleinigkeiten am Frühstücksbuffet für die notorischen Frühaufsteher und Sportler.
Etwas später wird dann schon wesentlich mehr serviert, typisch interkontinental mit einer reichhaltigen Auswahl an frisch zubereiteten Eierspeisen, Wurst, Käse, frisch an Bord gebackenen Brötchen und Brot, Plundergebäck, Pancakes, Waffeln, Milchprodukten, Säften, Marmelade, frischem Obst und Gemüse und so ziemlich allem was das Herz sonst noch so begehrt. Und ein bisschenw was essen sollte man auf Kreuzfahrt unbedingt, denn mit leerem Magen ist man anfälliger für die leidige Seekrankheit.
Kreuzfahrtblogger Daniel Dorfer beim Frühstück auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAaura in der Karibik.
Wer mag kann sich das Frühstück auch gegen einen kleinen Aufpreis auf die Kabine bringen lassen, was bei einer Balkonkabine wesentlich erholsamer ist, als die Suche nach einem Sitzplatz im Selbstbedienungsrestaurant. Gerade wenn das Schiff etwas früher in einem Hafen anlegt herrscht dichtes Gedränge, denn man will auf jeden Fall pünktlich zu seinem Ausflug kommen oder einfach nur schnellstmöglich an Land gehen.
Auch hier gibt es für gut betuchte Passagiere ein eigenes A la Carte Restaurant für das etwas exklusivere Frühstück – Luxus pur, für den, der es sich leisten kann oder will.
Für Sportler gibt es natürlich auf fast allen Schiffen die Möglichkeit sich die überflüssig zugelegten Pfunde im Fitnessstudio oder beim Laufen an Deck abzustrampeln.
Lavazza Kaffeebar auf dem Kreuzfahrtschiff MSC Sinfonia.
Für Genießer hingegen steht dann ein leckerer, frisch aufgebrühter Cappuccino an der Kaffeebar auf dem Tagesplan, denn gerade auf den etwas preisgünstigeren Schiffen ist es ebenso wie in einem Drei-Sterne-Hotel an Land: Die starke, schwarze Brühe macht zwar wach, schmeckt aber nicht wirklich gut…
Da hier bereits die magische Schallgrenze von 1000 Wörtern bei weitem überschritten wurde, bitte ich um Verständnis, dass die Fortsetzung erst in einer Woche folgt…
Hier nochmal die durchaus lesenswerte Definition von Kreuzfahrt bei WikiPedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzfahrt
Übrigens: Trotz all der bisher auch negativen Punkte in diesem ehrlichen Blogbeitrag macht die erste Kreuzfahrt oft schon süchtig nach Meer!
“Ich gehöre auf ein Kreuzfahrtschiff!”
(Den schönen Spruch samt Sonnenuntergang kann man einfach anklicken und downloaden! Mehr tolle Fernwehsprüche gibt es hier: https://fernwehblog.net/was-ist-dein-liebster-spruch-zum-thema-fernweh/)
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Wie sind Eure Erfahrungen auf Kreuzfahrt? Ich freue mich wie immer über Eure Kommentare!
Disclaimer: Dieser Beitrag zum Thema Kreuzfahrt wurde in keiner Form gesponsert und entspringt den Erfahrungswerten von mittlerweile mehr als 30 Kreuzfahrten mit unterschiedlichen Reedereien weltweit – sowohl als Passagier, als auch als Crewmitglied. Alle Fotos im Beitrag stammen von meinen eigenen Kreuzfahrten.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
Ein typischer Kreuzfahrttag?
Finde ich schwierig zu beantworten,wenn auch als Frage verständlich.
Ich denke,die Beschreibungen werden so unterschiedlich sein,wie die Kreuzfahrer und die Reedereien und Schiffe. Nach meiner Erfahrung sind es weniger schwimmende Hotels,als kleine Städte (von Dorf bis Kleinstadt).
Es macht z.B. schon riesige Unterschiede,ob ich einen deutschen oder amerikanischen Anbieter wähle.
Ich denke, genau wie bei jeder anderen Reise, geht es erstmal für jeden selbst darum, sich im Vorfeld über Bedürfnisse und Erwartungen an eine Reise klar zu werden. Dann findet sich praktisch für jeden Geschmack und Bedarf der passende Anbieter.
Ich liebe das Meer und die Seefahrt!
Ich bin hin- und hergerissen beim Thema Kreuzfahrt. Meine Gedanken besonders auch zu Mitreisenden und den negativen Aspekten habe ich auf meinem Blog zusammengefasst: http://opjueck.de/special-kreuzfahrt/
Ahoi Bettina,
das ist doch mal ein unverblümter und vor allem detaillierter Blick eines Kreuzfahrtneulings auf die Kreuzfahrtbranche. :-)
Danke für diese Einblicke!
Vielen Dank für die Orientierung. Ich finde: Gut auf den Punkt gebracht. Man kann zwar auch ohne Zusatzkosten auf einer Kreuzfahrt „durchkommen“, aber in der Regel gönnt man sich immer die ein oder andere Zusatzleistung.