Stell dir vor, du stehst auf einer uralten Straße, umgeben von Ruinen, welche Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit flüstern. Der Duft des Meeres mischt sich mit dem Hauch der Geschichte, während du durch Tharros auf der Halbinsel Sinis wanderst. Du befindest dich auf einer der faszinierendsten archäologischen Stätten von ganz Sardinien. Dieser Ort ist nicht nur ein Paradies für Geschichtsliebhaber, sondern mit seinen nahegelegenen Traumstränden auch eine Oase der Ruhe für alle, die dem Trubel des Alltags entfliehen wollen.
Im Spätsommer 2023 führte uns der Familienurlaub (inklusive zwei Wochen Workation für mich) wieder einmal für mehrere Wochen nach Sardinien. Nach dem Norden und dem Osten der wunderschönen italienischen Insel in den Jahren zuvor, war nun der wilde Westen an der Reihe.
Da wir bereits zu Beginn des Sardinienurlaubs etwas Pech mit einem kaputten Getriebe im VW Caddy hatten, beschränkten wir uns mit dem Leihwagen des ADAC auf kleinere Ausflüge in der Nähe der kleinen Ortschaft Putzu Idu.
Ein echter Glücksgriff war da neben unserem tollen Vermieter auch der Traumstrand Spiaggia di San Giovanni di Sinis, welchen wir in den vier Wochen auf der Insel mehrmals besuchten. Und einen Nachmittag lang nahm ich mir die Zeit die nahegelegenen Ruinen der gut besuchten Area archeologica di Tharros zu erkunden…
Anfahrt nach San Giovanni di Sinis und Tharros
Die Anfahrt zum Parkplatz am Strand von San Giovanni di Sinis und den Ausgrabungen von Tharros ist gut ausgeschildert. Für ein paar Euro am Tag kann man das Auto hier in der Gemeinde von Cabras sicher stehen lassen und in den Restaurants daneben Mittags und Abends sogar noch recht gut essen gehen.
Der steile Weg bergauf nach Tharros
Nur ein par hundert Meter von den Parkplätzen entfernt liegt ein Stückchen bergauf der Zugang zu Tharros. Wer Kinder dabei hat, nicht so gut zu Fuß unterwegs oder einfach zu faul ist, der kann für die kurze Strecke zum Sightseeing auch die beliebte Bimmelbahn zur Ausgrabungsstätte nehmen. Im Gebäude am Eingang befindet sich ein Souvenirshop, eine öffentliche Toilette und ein Restaurant, in welchem man sich auch mit Getränken und Snacks für die Erkundung der Ausgrabung oder Eis und Cappuccino to go für den späteren Strandbesuch versorgen kann: https://www.facebook.com/tharrosristobar
Sardinien – die Wiege der Zivilisation im Mittelmeer
Für ein paar Euro Eintritt darf man sich frei auf dem weiltäufigen, umzäunten Gelände bewegen und kann für einen kleinen Aufpreis auch an Führungen mit kundigen Guides teilnehmen. Tharros, gelegen auf der malerischen Halbinsel Sinis, ist ein Fenster in die antike Welt. Die Stadt wurde ursprünglich 1300 Jahre vor Christi Geburt von den Nuraghern gegründet, einem geheimnisvollen Volk, welches Sardinien lange vor der Ankunft der Phönizier bewohnte.
Sie gründeten auf Sardinien große Siedlungen wie Cagliari, Olbia oder Bosa, einem der mittlerweile schönsten Orte auf der großen Mittelmeerinsel. Mehr über das Volk aus der Bronzezeit gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuraghenkultur
Im 8. Jahrhundert vor Christus erbauten die Phönizier hier eine blühende Handelsstadt, die später von den Punieren übernommen und schließlich Teil des Römischen Reiches wurde. Tharros war ein Schmelztiegel der Kulturen, ein Ort, an dem Ost und West aufeinandertrafen. Die Stadt spielte eine zentrale Rolle im Mittelmeerhandel, was ihr Wohlstand und Einfluss einbrachte. Zeugen dieser reichen und vielfältigen Geschichte reichen von phönizischen Tophets bis hin zu römischen Thermen.
Die Ruinen von Tharros umfassen die Überreste von Tempeln, Nekropolen, öffentlichen Bädern und Wohnhäusern. Ein Spaziergang durch die antiken Straßen, vorbei an den Überresten des Tempels, welcher dem phönizischen Gott Melqart gewidmet war, lässt die Vergangenheit lebendig werden. Mit Basaltsteinen gepfalsterte römische Straßen, auf denen noch heute die Spuren von Karrenrädern zu sehen sind, erzählen von dem geschäftigen Treiben, das einst hier herrschte. In der Galerie warten einige Eindrücke von der Wanderung durch die Ausgrabungen.
Die Faszination von Tharros liegt in seiner Fähigkeit, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Während man durch die antiken Straßen wandert, kann man nicht anders, als sich vorzustellen, wie das Leben hier vor Tausenden von Jahren gewesen sein mag. Jeder Stein, jede Säule und jedes Fragment erzählt eine Geschichte, die darauf wartet, entdeckt zu werden.
Eine virtuelle Tour durch die gesamte Anlage wartet auf der folgenden Webseite:
Reiseblogger-Tipp: Plant ausreichend Zeit für den Besuch ein, um die gesamte Ausgrabungsstätte in Ruhe zu besichtigen. Tragt bequeme Schuhe, nehmt ausreichend Sonnencreme und Wasser mit, da es in Tharros keinen Schatten gibt. Notfalls kann man sich am Restaurant mit dem Nötigsten eindecken.
Der Torre spagnola di San Giovanni di Sinis
Nicht weit von den antiken Ruinen Tharros‘ auf Sardinien entfernt, erhebt sich der Torre Spagnola di San Giovanni di Sinis majestätisch in die Höhe. Dieser historische Wachturm, erbaut in der Zeit der spanischen Herrschaft über die Insel, diente einst als strategischer Beobachtungspunkt gegen Seeräuberangriffe. Heute bietet er Besuchern nicht nur einen Einblick in die wechselvolle Geschichte Sardiniens, sondern auch atemberaubende Ausblicke auf das azurblaue Mittelmeer.
Der Zutritt zu diesem hoch gelegenen und gut restaurietem Turm kostet ein paar Euro Aufpreis und erfordert ein wenig Kondition, doch der fantastisch Ausblick über die gesamte Sinis Halbinsel ist die Mühen wert.
Wandern am Cap San Marco
Das Cap San Marco ist der Endpunkt der Sinis-Halbinsel und ein beliebtes Ziel für Wanderer. Wanderungen starten in San Giovanni di Sinis, führen vorbei an der berühmten Ausgrabungsstätte von Tharros und enden am Leuchtturm von Capo San Marco (Faro di Capo San Marco). Was auf dem Foto nach einem kurzen Weg aussieht zieht sich ganz schön in die Länge. Festes Schuhwerk, ausreichend Sonnencreme, genügend Wasser und eine Kopfbedeckung sind dringend erforderlich.
Der Wanderweg bietet beeindruckende Ausblicke auf das Meer und die umliegende Landschaft. Besonders bemerkenswert ist der Kontrast zwischen der aufgewühlten, westlichen Meerseite und der ruhigen, östlichen Seite, die auf den Golf von Oristano blickt.
Tharros und seine natürliche Schönheit
Neben seiner reichen Geschichte besticht die Gegend rund um Tharros auch durch seine atemberaubende natürliche Schönheit. Die Halbinsel Sinis ist bekannt für ihre malerischen Strände und das kristallklare Wasser des Mittelmeers.
Der Strand Spiaggia di Mare Morto ist dabei besonders hervorzuheben. Er ist nicht nur ein Paradies für Sonnenanbeter und Wasserratten, sondern auch für Familien mit Hund, die hier unbeschwerte Stunden im Sand und im Wasser verbringen können.
San Giovanni di Sinis – ein Ort der Ruhe und Entspannung
Abseits der Ruinen bietet die Halbinsel zahlreiche Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung. Die unberührte Natur, die sanften Wellen des Meeres und die warme sardische Sonne schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Gelassenheit. Es ist der perfekte Ort, um dem Stress des Alltags zu entfliehen und neue Energie zu tanken.
Nachdem es verboten ist Steine und Muscheln auf Sardinien zu sammeln und mitzunehmen haben sich unsere Kinder auf Seeglas in allen Farben spezialisiert. Und davon kann man an diesem tollen Strand wirklich jede Menge finden.
Aber auch das Baden an diesen fast schon karibischen Stränden auf Sardinien ist ein Traum. Ganz ohne Leine durfte hier im hinteren Bereich sogar unser Hunde mit ins Wasser. Nachdem es aber auch hier keine schattigen Plätzchen gibt sind Schattenspender wie ein Sonnenschirm oder eine Strandmuschel für den Vierbeiner unabdingbar.
Ein als „Dog Friendly“ markierter Strand weiter hinten in Richtung Capo San Marco stellte sich beim ersten Besuch als Ablageort für Tonnen von Seegras heraus – absolut unbrauchbar.
Wer ein bisschen mehr Action sucht kann sich ein Kajak oder einen Jetski in der nahegelegen Ortschaft San Giovanni di Sinis ausleihen, doch ansonsten ist es eher angenehm ruhig an diesem schönen Strand.
Die Kirche von San Giovanni di Sinis
Nahe den Überresten der antiken Stadt Tharros, liegt das kleine Dorf San Giovanni di Sinis. Hier scheint das Leben noch einen Gang langsamer zu laufen, fast so wie in alten Zeiten. In unmittelbarer Nähe zu den archäologischen Stätten stehen noch immer die charakteristischen Fischerhütten aus Holz und Schilf.
Im Herzen des Dorfes befindet sich ein historisches Kleinod: Die frühchristliche Kirche San Giovanni, die aus dem 6. Jahrhundert stammt und auf einem ehemaligen heidnischen, später christlichen Friedhof errichtet wurde. Ihre rechteckige Form mit einer herausstehenden Apsis und die aus Sandsteinquadern errichteten Wände erinnern an die Mauern von Tharros und verleihen dem Ort eine besondere Atmosphäre.
Da wir nach jedem Strandbesuch ziemlich müde Kinder hatten und schnell zurück in unser Ferienhaus mußten, haben wir es leider nicht dorthin geschafft. Aber so ist das eben manchmal, vielleicht klappt es beim nächsten Sardinienurlaub. Hier gibt es mehr über den historisch wertvollen Sakralbau: https://de.wikipedia.org/wiki/San_Giovanni_in_Sinis
Informative Links rund um Tharros und Sinis
- https://monteprama.it/de/
- https://monteprama.it/tharros/
- https://monteprama.it/en/the-sinis/giovanni-marongiu/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Tharros
- https://www.sardegnaturismo.it/de/entdecken/antike-stadt-tharros
- https://www.sardegnaturismo.it/de/orte/ovest/sinis
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sinis_(Halbinsel)
Disclaimer: Dieser Beitrag von der Halbinsel Sinis und den Ausgrabungen in Tharros auf Sardinien in Italien wurde in keiner Form gesponsert. Alle Bilder im Beitrag stammen aus der eigenen Kamera, außer es wurde explizit erwähnt.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...