Kreta Urlaub Tipps vom Profi – der Blogger Mario Teetzen gibt Auskunft zu seinem liebsten Reiseziel in Griechenland.
Der Fernwehblog ist nun ein Jahr alt und in Sachen Reiseblog schon längst den Kinderschuhen entwachsen. Es wird Zeit ein bisschen frischen Wind hinein zu bringen, daher starte ich eine kleine Reihe mit Interviews von Reisebloggern und Menschen aus der Tourismusbranche, deren Arbeit mir sehr gut gefällt. In unregelmäßigen Abständen werden künftig solche Interviews hier erscheinen und ich hoffe Ihr habt genauso viel Freude beim Lesen wie ich beim Fragen. Außerdem lauert hier immer der ein oder andere Geheimtipp…
Den Anfang macht heute der passionierte Kreta-Blogger Mario Teetzen aus Dortmund. Mario kennt die griechische Insel sehr gut und schreibt immer wieder detailliert und mit viel Leidenschaft darüber. Kein Wunder also, daß meine erste Wahl auf diesen Insider fiel, denn Griechenland und die Griechen faszinieren mich von je her… ebenso geht es wohl ihm. Ein Bruder im Geiste… Yamas!
Das Interview mit dem Kreta-Blogger Mario Teetzen
Jasou lieber Mario!
Seit März 2009 bloggst Du unter https://www.kreta-pur.de/ Tipps über die griechische Mittelmeerinsel Kreta abseits der Touristenströme, postest Links zu aktuellen Beiträgen, wie Videos, Bilder, News und vieles mehr. “Kreta individuell erleben” ist dabei Dein Motto und es macht wirklich Spaß und Fernweh darüber zu lesen.
Was fasziniert Dich so sehr an der größten griechischen Insel?
Hallo Daniel, erst einmal vielen Dank dafür, dass ich heute ein kleines bisschen über mein Projekt erzählen kann und vor allem auch für Kreta und Griechenland Werbung machen darf. Du stellst die schwierigste Frage direkt zuerst, hier eine spezifische Antwort zu geben, ist echt schwer. Ein Zitat des Kreters Nikos Kazantzakis, einem bedeutenden griechischen Schriftsteller, trifft es vielleicht am Besten:
„Auch ich denke an Kreta […], an Kreta und an meine Seele… Wenn ich wieder geboren würde, so möchte ich das Licht auf diesem Fleckchen Erde wiedersehen. Hier gibt es einen unbezwingbaren Zauber…“
Und auch uns haben die kretischen Landschaft und das besondere Licht sofort in den Bann gezogen, in Verbindung mit der Gastfreundlichkeit der Kreter ist das eine Mischung, der man sich kaum entziehen kann.
Kalamaki im Abendlicht.
Wie oft warst schon Du auf Kreta und wie lange bist Du dort im Schnitt?
Wir fahren seit mehr als zehn Jahren mindestens ein mal im Jahr nach Kreta und sind meist zwischen zwei und drei Wochen vor Ort.
Der Brunnen in Spili.
Bist Du immer individuell untergebracht und auf eigene Faust unterwegs?
Unsere allererste Reise dorthin haben wir in einem großen Hotel an der Nordküste bei Rethymnon verbracht, so richtig aus dem Prospekt eines Veranstalters. Während dieser Reise haben wir dann Ausflüge in die unbekannteren Gegenden unternommen, uns hoffnungslos in die Insel verliebt und anschließend nur noch ganz individuell gebucht.
Die Bucht von Koudouma im Süden der Insel.
Wie lange braucht man um Kreta wirklich kennen zu lernen?
Ein ganzes Leben.
Kreta ist die größte griechische Insel und bietet eine derartige Vielfalt, dass sicher niemand, der die Insel nur wochenweise bereisen kann, jemals in der Lage ist, die komplette Insel wirklich zu kennen. Auch wir entdecken selbst in „unserer“ Gegend, auf die wir uns meist beschränken, in jedem Urlaub Neues.
Ein typisches griechisches Kaffeehaus:
Kafenio Manousos in Askifou an der Straße nach Chora Sfakion.
Was willst Du als nächstes auf Kreta erleben oder sehen?
Wir haben bisher unseren Schwerpunkt auf den mittleren Süden, speziell die Bucht von Messara, die von den zumindest etwas bekannteren Orten Agia Galini und Matala begrenzt wird. Speziell der Osten der Insel ist von uns bisher beinah sträflich vernachlässigt worden, daher werden wir auf einer der nächsten Reisen sicherlich endlich mal einige Tage dort verbringen.
Kreta im magischen Abendlicht.
Wo willst Du auf Kreta unbedingt wieder hin?
Das ist einfach. Wir haben uns gleich auf der ersten Reise in den oben schon erwähnten mittleren Süden verguckt, speziell in die kleineren Dörfer, die nicht direkt am Meer liegen. Ein Großteil der Einwohner lebt dort noch von der Landwirtschaft und so bieten die Orte dort noch eine gewisse Authentizität. Dort kann man kretisches Lebensgefühl und die sprichwörtliche Gastfreundschaft noch wirklich erleben.
Olivenhain im Süden von Kreta.
Wovon rätst Du jedem Kreta-Touristen ab? Was sind absolute No-Go’s?
Wer hierher kommt, sollte versuchen, sich auf Griechenland und speziell auch auf die Kreter wirklich einzulassen. Das schafft man nicht in den austauschbar gesichtslosen Feriensiedlungen, die sich mittlerweile über große Teile der Nordküste mit Schwerpunkten zwischen Rethymnon und Malia ausgebreitet haben und die so wie sie sind, auch in der Türkei oder Spanien stehen könnten, ohne das man es wirklich bemerken würde.
Auch die üblichen Ausflüge mit den großen Touristenbussen klappern nur Ziele ab, die mit dem echten Kreta nichts zu tun haben, ganz zu schweigen von dem modernen Übel „Jeep-Safari“.
Ebenso sollte man die Finger von den im Hotel angebotenen „kretischen Abenden“ lassen, das sind auch nur ganz üble Touristenfallen, zum Teil mit angeschlossener Werbeverkaufsveranstaltung.
Wer kretische Mentalität erleben möchte, sollte Ausschau nach den oft nur griechisch beschrifteten Plakaten an Masten und Wänden halten, auf denen lokale Musikabende und Feste angekündigt werden. Dort bekommt man noch einen echten Einblick in die Seele der Inselbewohner. Allerdings sollte man darauf eingestellt sein, dass solche Veranstaltungen kaum vor 23 Uhr richtig starten und oft erst in den frühen Morgenstunden ihren Höhepunkt erreichen.
Livemusik vor einer kretischen Taverne.
Was ist Dein Ratschlag an Kreta-Neulinge?
Auf den Punkt gebracht: Traut euch!
Organisiert euren Urlaub mit Hilfe des Internets (Webseiten, Foren, Facebook) selbst, vermeidet die über Veranstalter angebotenen Urlauber-Ghettos und lasst euch darauf ein, direkt vor Ort eine Unterkunft zu buchen. Ihr werdet ein ganz anderes Kreta erleben als jeder Pauschaltourist. Und dann werdet ihr wiederkommen, Jahr für Jahr.
Ein kretisches Kloster im Süden der Insel.
Welches ist Dein kretisches Lieblingsgericht und Lieblingsgetränk?
Die kretische Küche unterscheidet sich nicht so sehr von der griechischen Küche im Allgemeinen.
Was ich dort eigentlich immer bestelle, wenn es als Tagesgericht auf der Speisekarte auftaucht, ist Kaninchen-Stifado. Stifado ist ein typischer griechischer Eintopf, säuerlich, mit einer Menge Zwiebeln und sonstigen Gewürzen. Auf Kreta, im Gegensatz zum Rest Griechenlands, wird es oft ohne Tomaten zubereitet. Sehr, sehr lecker.
Das absolute alkoholische Nationalgetränk auf Kreta ist der Raki. Wer jetzt aber an türkischen Raki mit Anis denkt, täuscht sich. Raki (oder auch Tsikoudia) ist ein Tresterbrand wie der italienische Grappa. Auf Kreta wird wird dieser Raki zu jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit gereicht: nach dem Essen ebenso wie bei einem erfolgreichen Geschäftsabschluss und auch gerne mal sowohl innerlich (Unwohlsein) wie äußerlich (Insektenstiche) als Medizin. Ein unverzichtbares Universalmittel.
Wer es alkoholfrei mag: Es gibt auf Kreta einige kleine und kleinste Limonadenabfüller, die zum Teil köstliche Zitronenlimonade produzieren. Also nicht direkt nach „Fanta“ oder „Coca-Cola“ fragen, sondern erst mal gucken, was die regionalen Anbieter so zu bieten haben.
Typischer Mittagstisch auf Kreta.
Was tust Du am Liebsten auf Kreta?
Urlaub ist für mich im wesentlichen eins: Entspannung!
Die erlebe ich auf Kreta auf unterschiedliche Weise. Entweder einfach mit einem Buch und einem Getränk im Schatten, mit würziger kretischer Luft (und Aromen von Kräutern und Ziegen) in der Nase.
Oder auf 4×4-Touren mit „unserem“ Jimny quer durch die Berge oder runter zu einsamen Stränden mitten „in der Pampa“.
Und abends dann natürlich irgendwo einkehren, Gespräche über Land und Leute führen und einfach in netter Gesellschaft die Abende mit Essen, Wein und oft auch guter Musik verbringen.
Taverne Avra in Kalamaki
Zahlreiche Erlebnisse, Bilder, Videos, News und Links rund um Kreta sind in Deinen Beiträgen zu finden. Wie oft bloggst Du?
Da ich beruflich recht eingespannt bin, leider viel zu selten. Zeitlich kritische Dinge wie spezielle Flugangebote oder ähnliches versuche ich natürlich unmittelbar ins Blog zu schreiben und auch für Hinweise auf Webfundstücke wie Reiseberichte oder Videos, die sich mit Kreta beschäftigen, ist grundsätzlich 1-2 Mal pro Woche Zeit.
Eigene größere Artikel wie persönliche Ausflugstipps schaffe ich dagegen momentan eher selten. Es gibt nach jeder Reise immer einen Peak an Artikeln, danach fällt die Artikelfrequenz leider wieder ab.
Aber da ich nebenbei auch noch weitere Blogs betreibe, die sich mit meinen anderen „Lieblingsorten“ befassen, muss die Zeit auch sinnvoll aufgeteilt werden.
Am Strand von Agios Pavlos.
Was ist Dein Lieblingsbild absolutes von Deiner Lieblingsinsel?
Mein absolutes Lieblingsbild? Schwierig. Aber ich glaube, es sind diese Sonnenuntergänge in der Bucht von Messara, wo die Sonne hinter den Paximadia-Inseln in der libyschen See versinkt. In Kalamaki am Strand oder der Promenade zu sitzen und dabei zuzusehen, hat schon etwas Magisches.
Sonnenuntergang in der Bucht von Messara – atemberaubend schön…
Du hast auch ein eigenes Kreta-Forum ins Leben gerufen. Erzähl kurz etwas dazu:
Das Kreta-Forum ist eher zufällig und aus der Not heraus entstanden. Foren rund um die Insel gibt es im Netz schon seit Jahrzehnten und viele der Mitglieder kennen sich untereinander schon mindestens ebenso lange. Klar, dass es dort auch mal zu Reibereien kommt, die dann im schlimmsten Fall zur Gründung eigener Foren führen. So eine Situation war dann die Geburtsstunde des eigenen Forums.
Das Forum ist aber letztlich auch keine wirkliche Konkurrenz mehr zu den anderen „Marktbegleitern“, da unser Fokus weg von den stark touristischen Themen a la „Wie ist das Hotel xyz?“ hin zu eher nachrichtenlastigen Seite mit täglich aktualisierten Griechenland-Nachrichten und Tipps für Individualreisende gegangen ist.
Parallel betreiben wir dazu mittlerweile auf Facebook eine Gruppe namens „Kreta-Forum“ (https://www.facebook.com/kretaforum), die wieder themenoffener ist und von netten Plaudereien über Urlaubsberatung bis hin zum Zeigen der schönsten Kretabilder alles möglich ist.
Kloster Koudouma im Süden von Kreta.
Epharisto lieber Mario für Deine wirklich sehr interessanten Antworten und tollen Bilder von Kreta!
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Disclaimer: Sämtliche Bilder zum Interview sowie alle Antworten stammen vom Reiseblogger Mario Teetzen von Kreta-Pur. Epharisto für die Bereitstellung dieser wirklich tollen Eindrücke!
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
Sehr schönes Interview. Ich fahre im Oktober nach Kreta und stürze mich gerade auf alle Tipps, die ich finden kann :)
In diesem Sinne, liebe Grüße,
Lynn
Auch wenn wir kaum etwas von den tollen Sehenswürdigkeiten gesehen haben, hat uns die Insel begeistert. Und nachdem wir dieses Jahr Lastminute Kreta besucht haben, werden wir es für das nächste Jahr wesentlich besser planen. Und dafür helfen uns Blog wie diese. Danke
Servus Sebastian,
das freut mich zu lesen. Mario ist echt ein Kreta-Kenner, am Besten schaut Ihr direkt mal in sein Forum.
Viele Grüße und schönes Fernweh wünsch
Daniel vom Fernwehblog! :-)
Vielen Dank für das tolle Interview.
Mario spricht uns aus der Seele – nachdem wir in 22 Jahren Urlaub auf Kreta schon über 1100 Tage auf der Insel verbracht haben, sehen und erleben wir jedes Mal etwas Neues und mittlerweile wissen wir, daß ein Leben nicht ausreichen wird, um all die tollen Ecken zu erkunden.
Im Gegensatz zu Mario sind wir im Osten der Insel bei Agios Nikolaos , der abseits der Toursitenströme ebenso idyllisch, einsam und typisch ist.
Viele Grüsse
Hans-Peter vom Kreta-Crete Blogspot
Jasou Hans-Peter,
einen tollen Kreta-Blog habt Ihr da!
Da möchte ich am Liebsten gleich wieder los auf die Insel – ganz besonders bei dem Wetter hier in Deutschland grad.
Liebe Grüße
Daniel
Sehr tolles Interview und ja, Kreta hat schon was magisches an sich. Ich war dieses Jahr zum ersten Mal dort. Der Anfang war schwierig und ich leicht enttäuscht, aber dann fand ich einige Ecken, in die ich mich verliebt habe. Jetzt weiß ich, das Kreta großartig ist und ich unbedingt noch einmal dorthin muss! Matala war auf jeden Fall traumhaft schön! Wir sind die Sandsteinhöhlen raufgeklettert und haben uns in die Bucht und die Tavernen verliebt. Es ist dort so familiär und alle sind so freundlich! Auf meinem Blog, habe ich sogar eine Zusammenfassung zu Matala geschrieben. Weitere Berichte werden noch folgen und hier habe ich zum Glück noch ein paar Tipps gesammelt für das nächste Mal, vielen Dank.
Liebe Grüße
Maria
Mich würde interessieren was du über Mellisurgio auf Kreta weißt.
Mellisurgio ist ein kleines Dorf westlich von Chania.
Und … hast du eventuell einige Fotos von Mellisurgio ?
Viele Grüße Richard Born
Μελισσουργείο kenne ich nur dem Namen nach, gewesen bin ich dort nie. Der Westen ist nicht so unsere Lieblingsgegend. Sorry.
Grüße, Mario
Ergänzung dazu: In unserer großen Kreta-Facebook-Gruppe findet sich mit Sicherheit jemand, der was zum Ort sagen kann…
Bei Interesse gerne reinschauen: https://www.facebook.com/groups/kretaforum/
Den Westen von Kreta finde ich klasse. Wir waren in z.B. Kolymbari – eine tolle Region. Ruhig, entspannt, gelassen. Dort gibt es übrigens einen extrem guten Fahrradverleih: http://bikeproject.gr/en/home/ Kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen.