Ich könnte jahrelang zu Hause sitzen und zufrieden sein. Wenn nur nicht die Bahnhöfe wären.(Schriftsteller Joseph Roth)
Für meinen zweiten, selbst bezahlten Ausflug auf der Nordland-Kreuzfahrt an Bord der frisch renovierten MSC Sinfonia sprang mir ein ganz besonderes Angebot mit der berühmten Flåmbahn Norwegen ins Auge:
Norwegische Wasserfälle und abenteuerliche Zugfahrt (Flambahn)
(Kreuzfahrt-Ausflug mit MSC – Dauer: ca. 6 Stunden mit Mittagessen)
Das klang doch recht vielversprechend im Gegensatz zu ein paar Stunden herumlungern im kleinen Dorf Flåm am Sognefjord. Nachdem ich als Reiseblogger wirklich sehr gerne Zug fahre und noch viel lieber fotografiere schien mir der Ausflug mit der Flåmbahn die absolut passende Wahl. Was ich dabei erlebte will ich Euch nun in viele Bildern zeigen und in ein paar Worten beschreiben. Die klassische Postschiffroute der Hurtigruten macht hier übrigens keinen Halt.
Entlang dieser als Panoramatour ausgeschriebenen Strecke wurde jedoch leider nur sehr selten angehalten. Somit wurde das Fotografieren in Bewegung, durch teils schmutzige und reflektierende Scheiben, zu einer kleinen Herausforderung… doch die Erfahrungen der Zugfahrt mit der Flåmbahn Norwegen möchte ich keinesfalls missen.
Mit dem Bus zu den Wasserfällen
Gut organisiert wurden die Gäste mit gebuchten Ausflügen vor allen anderen Passagieren zum Landgang von Bord gebracht. Es war viel los an diesem Morgen, zahlreiche Mitreisende hatten den gleichen Ausflug gebucht. Vom Hafen ging es daher für die eine Hälfte gleich mit mehreren Bussen los, während die andere Hälfte den umgekehrten Weg nahm und schon mal mit der Flåmbahn los fuhr.
Durch einen Tunnel gelangte meine Gruppe nach Gudvangen und weiter nach Stalheim. Allerdings sah man im Vorbeifahren nicht wirklich viel davon und ich persönlich hasse das Fotografieren durch die Fensterscheiben eines Busses. Abenteuerlich war die Strecke auf jeden Fall, wie man auf dem Bild nebenan sieht.
Gegenverkehr? No chance in Hell!
Blick auf das schöne norwegische Tal Nærøydalen im Vorbeifahren.
Kurzer Stopp auf dem Weg zur Flåmbahn am Sivlefossen Wasserfall, aber Aussteigen ging auch hier leider nicht.
Nächster Halt waren die Tvindefossen Wasserfälle.
Angeblich hat das Wasser hier verjüngende Wirkung. Ich hab es nicht probiert, aber schön anzusehen ist es auf jeden Fall.
Natürlich herrschte auch hier Hochbetrieb, nicht nur die Busse der MSC Sinfonia waren gekommen, auch zahlreiche andere Reisegruppen und einzelne Touristen in Wohnwagen und Autos oder auf Motorrädern. Diese Sehenswürdigkeit steht in vielen Reiseführern rund um Norwegen und liegt an der Europastraße E16, welche von Oslo nach Bergen führt.
Landschaftlich auf jeden Fall ein echter Hingucker, trotz Nieselwetter.
Ein typisch norwegischer Bauernhof, gleich neben den Tvindevossen Wasserfällen.
Weiter entlang der E16, vorbei am Lonavatnet Naturreservat.
Mittagessen in Fleischer’s Hotel
Im Dorf Vossevangen am Vangvatnet See war vor der Fahrt mit der Flåmbahn eine ausgedehnte Mittagspause angesagt. Dazu wurden wir vor einem großen Hotel, direkt am Bahnhof ausgeladen.
Der Empfang im historischen Fleischer’s Hotel war ausgesprochen freundlich, das Haus wird seit 1864 von einer deutschstämmigen Familie betrieben und man gibt sich große Mühe es den Gästen recht zu machen – auch wenn sie wie unsere Truppe nur zum Essen durch das Buffet geschleust wurden. Die Auswahl war groß, das Essen frisch und der Service aufmerksam. Bei einem persönlichen Gespräch erläuterte mir die freundliche Besitzerin Frau Fleischer einiges zur interessanten Geschichte des Hotels.
Zwei Generationen Hoteliers auf einem Sofa – die Fleischers sind sichtlich stolz auf ihr Hotel.
Kinderfreundlich: Der “Kinder Check in” im Fleischer’s Hotel.
Jack Bearow auf dem mobilen “Thron” des Deutschen Kaisers Wilhelm II,
welcher Norwegen liebte und seinerzeit einen richtigen Reisetrend erschuf.
(https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/kaiser-wilhelm-ii-als-trendsetter/)
Reiseblogger-Tipp für schwache Blasen: Nachdem es bei der gleich folgenden Fahrt mit der Flåmbahn keine Toiletten gibt ist es durchaus ratsam vorsichtshalber hier im Hotel noch einmal aufs stille Örtchen zu gehen.
Kurzer Spaziergang durch Vossevangen am Vangvatnet See
Es blieb noch etwas Zeit für einen kleinen Verdauungsspaziergang bevor wir mit der Flåmbahn fahren durften und so schlenderte ich ein wenig durch Vossevangen, vorbei an der evangelischen Kirche…
…welche mir leider verschlossen blieb…
…hinunter zum Mahnmal am Ufer des Vangsvatnet See…
…welcher im Sommer ein beliebtes Revier für Angler und Kitesurfer ist.
Bei meinem Besuch waren allerdings nur ein paar Möwen auf und über dem Wasser.
Kurze Bahnfahrt von Vossevangen zur Flåmbahn in Mydral
Weiter ging es vom Bahnhof mit einer Lokalbahn hinauf zum Bahnhof Mydral,
welcher auf 867 Meter liegt. Von dort startet die Flåmbahn bergab Richtung Flåm.
Wo soll ich in der Flåmbahn sitzen? Welcher Platz ist der Beste?
Für die Antwort auf diese Fragen blieb leider nicht viel Zeit. Die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes füllten fast den gesamten kleinen Zug, was beim Umsteigen in die berühmte “Flåmbahn” (Flåmsbana) für einige beschämende Szenen sorgte. Keine Chance den kleinen Bahnhof in Schnee und Eis zu fotografieren, da viele der mitreisenden Touristen Angst hatten keinen Fensterplatz im Zug zu erwischen. Dabei sorgten unter anderem grantige deutsche „Best Ager“ und Rentner dafür, dass ein junger Familienvater den für Frau und Kleinkind reservierten Platz komplett aufgab, weil sich die älteren Herrschaften einfach ohne Rücksicht einen Sitzplatz nahmen und auch nicht groß diskutieren wollten. Sie hatten das Flåmbahn Ticket bezahlt und damit ein Recht auf einen Sitzplatz.
Gott sei Dank war der norwegische Schaffner so freundlich und bot zumindest der Mutter seinen gesonderten Platz hinter einem Tresen an. Auf der abenteuerlichen Fahrt Richtung Flåmtal waren dann auch viele genervte Gesichter im Zug zu sehen. Für manche Herrschaften war dieser Ausflug wohl ein bisschen zu viel Abenteuer…
Ach übrigens: Mein Fensterplatz auf der rechten Seite der Flåmbahn war gut gewählt, ebenso wäre aber die linke Seite in Ordnung gewesen, da sich die wunderbaren Ausblicke bergab wie bergauf abwechselten.
Wo beginnt die Flåmbahn?
Hat die Flåmbahn Toiletten?
Nein, in der Flåmbahn gibt es keine Toiltetten, aber die Zugfahrt dauert nicht so lange und mit der tollen Aussicht ist man auch gut abgelenkt.
Zugfahrt mit der Flåmbahn bergab nach Flåm
An Bord der altertümlichen Waggons wurde auf modernste Weise in verschiedenen Sprachen alles zum Streckenverlauf der Flåmbahn und zur Entstehung der 20 Kilometer langen Strecke erzählt.
Schnell sein heißt es da auf der gesamten Zugfahrt mit der Flåmbahn in Norwegen…
…denn der einzige Halt ist am malerischen Kjosvossen-Wasserfall.
Flåmbahn Norwegen: Überraschung am Kjosvossen-Wasserfall
Hier erwartet die Passagiere der Flåmbahn eine kleine Überraschung:
Eine mystische, blonde Feengestalt (norwegisch: Huldrene), welche einen Tanz
am Wasserfall aufführt, sorgte für ein wenig Aufregung unter den Mitreisenden.
Noch ein letzter Blick auf den tosenden Kjosvossen-Wasserfall bevor es weiter bergab ging.
Der Flåmbahn Bahnhof Mydral und norwegische Landschaften
Selbst im Mai noch bedeckt von Schnee und Eis: Der Bahnhof Mydral. Man erkennt noch den alten Versorgungsweg entlang der Flåmbahn, welcher früher auf Eseln, inzwischen jedoch gerne auf Drahteseln benutzt wird.
Weitere Impressionen von der malerischen Strecke mit der Flåmbahn durch die norwegische Landschaft.
Bis zu 55 % Steigung überwindet die Flåmbahn Norwegen auf dem Weg talwärts ins Flåmtal…
…und bewältigt dabei einen Höhenunterschied von 865 Metern.
Irgendwann möchte ich mal im Winter hierher in den hohen Norden kommen und Polarlichter fotografieren – mal sehen wann dieser Reisetraum in Erfüllung geht.
Ankunft der Flåmbahn in Flåm
Zurück mit der Flåmbahn im kleinen Bahnhof von Flåm direkt am Kreuzfahrthafen war noch Zeit für einen kleinen Spaziergang.
Das kleine Flåm liegt übrigens in einem Seitenarm von Norwegens längstem und tiefstem Fjord, dem Sognefjord.
Man ist gut vorbereitet auf den täglichen Ansturm der Touristen und weiß Norwegen und die Wikinger zu verkaufen.
Für unser Kreuzfahrtschiff die MSC Sinfonia…
…gab es sogar ein Abschiedskonzert vom Blasorchester Flåm.
Ablegen mit der MSC Sinfonia in Flåm
Aber nicht jeder im kleinen Flåm und im großen Norwegen ist einverstanden mit dem Massentourismus, welcher hauptsächlich in den Sommermonaten über die kleine Ortschaft hereinbricht.
“NO CRUISE SHIPS” lautete die Forderung einiger Bewohner des Tals, zu lesen auf Heuballen, Häuserdächern und Wänden. Wir entdeckten diese Botschaften als wir beim Auslaufen der MSC Sinfonia auf dem Vorderdeck standen.
Mein spanischer Kreuzfahrtblogger-Kollege Jesus hat übrigens ein sehr schönes Timelapse-Video von dieser Prozedur gefilmt und in seinem Kreuzfahrtblog online gestellt:
Es folgen noch zwei Panoramabilder aus meiner Smartphone-Kamera.
Mein Fazit: Die Fahrt mit der legendären Flåmbahn durch Norwegen ist nicht nur für Liebhaber von Zügen ein beeindruckendes Erlebnis. Das komplette Ausflugspaket rund um diese Bahnfahrt auf einer der eindrucksvollsten Zugstrecken Europas ist dicht gepackt und fast schon ein bisschen zu viel für so manchen Touristen. Zwei, drei Stationen weniger und die anderen dafür intensiver hätte mir persönlich besser gefallen.
Links zu Flåm und der Flåmbahn Norwegen
- https://www.visitflam.com/de/
- https://www.norwaysbest.com/de/flamsbana/flamsbana—the-flam-railway/
- https://www.visitnorway.de/listings/die-fl%C3%A5mbahn/32914/
- https://www.fjordnorway.com/de/sehenswurdigkeiten/flambahn
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A5m
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A5msbana
Disclaimer: Dieser Beitrag über die Flåmbahn Norwegen entstand mit freundlicher Unterstützung für meinen Reiseblog durch eine Nordland-Kreuzfahrt mit MSC Kreuzfahrten. Dieser Ausflug wurde jedoch selbst bezahlt.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...
God dag Daniel :)
Bin gerade über die wirre Googlesuche nach Flam zum „Lust holen“ nun hier gelandet und hätte auch gleich eine Frage: weißt du ob in der Flåmbahn Hunde erlaubt sind? Also, nicht die im Handtaschenformat, sondern Schäferhunde?
Dank dir!
grüße Markus
Servus Markus,
freut mich, daß Du hier her gefunden hast! :-)
Seit ich eine Freundin mit einer wunderschönen belgischem Schäferhündin habe achte ich auf sowas ein klein wenig, aber es wäre mir weder ein Verbotsschild am Zug, noch ein Hund im Zug aufgefallen. Das lag aber wohl eher daran, dass die Bahn mit jeder Menge Passagieren vom Schiff gefüllt war. Frag doch am Besten mal direkt hier nach: http://de.visitflam.com/flambahn/fragen-sie-uns/
Kannst mir dann gerne berichten was dabei raus kam.
Gruß Daniel
Hallo Daniel!
Perfekt, gleich mal eine Mail geschrieben – schauen wir, was die Offiziellen meinen :)
Danke!
gruß markus
Antwort erhalten:
„You can bring the dog on the train. If it is over 40 cm, you have to pay children price (160NOK)“
Macht also 160 NOK ;)
Hey, die sind ja richtig flott! :-)
Danke für die Info, ist gut zu wissen!
Dann viel Spaß mit Deinem Hund in Norwegen.
Hat mich auch überrascht :D Dank dir und natürlich: ebenso ;)