Disco Ahoi! Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff als DJ an Bord der schwimmenden Spaßfabrik AIDA.
Nachdem nach wie vor Anfragen rund um das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff bei mir ankommen, veröffentliche ich hier nun den zweiten Teil einer Artikelreihe, welche ich bereits 2009 und 2010 speziell zu diesem Thema exklusiv für das DJ-Magazin des Berufsverbandes Disc-Jockey e.V. (BVD e.V.) geschrieben habe.
Alle Erfahrungen die ich hier schildere sind genau so passiert, ich habe es selbst erlebt. In diesem zweiten Teil geht es um die eigentliche Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff, welche sich in meinem Fall als DJ nicht nur um Musik drehte. Der Beitrag wurde in keiner Form geschönt oder gesponsert. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen…
Mein Erfahrungsbericht zum Leben und Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff
Endlich war es so weit, mit sieben Kilo Übergepäck stand am Flughafen in Heraklon auf Kreta, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen was da auf mich zukam. Ein bereitgestelltes Taxi brachte mich zum Hafen, direkt zum Clubschiff AIDAvita. Freundlich empfangen wurde ich von meinem Clubteam-Leiter Dennis, seines Zeichens Schlagersänger und DJ. Genau DER stand damals während meines gewonnenen Urlaubs auf der AIDAaura hinter den Reglern – wie klein die Welt doch ist...
Meine schwimmende Heimat für die kommenden Monate:
Das Kreuzfahrtschiff AIDAvita im Hafen von Heraklion auf Kreta.
Meine Crew-Kabine beim Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff
Erste Anlaufstation war der Crew-Purser, der auf dem Schiff alles Organisatorische regelt. Hier sollte man auch gleich den Antrag auf einen verhältnismäßig günstigen WLAN-Zugang und vorgestreckte Bezahlung des Übergepäcks stellen. Bewaffnet mit dem Kabinenschlüssel ging es zu meiner Unterkunft, einer Zwei-Mann-Kabine mit etwa 6 m² Größe, die ich als Nachtschaffender damals noch ganz für mich alleine hatte. Darin befanden sich neben einem sehr kleinen, aber zweckmäßigen Duschklo auch ein Schreibtisch samt Fernsehgerät und DVD-Player, ein Schrank und ein Etagenbett. Auch ein paar 220-Volt-Steckdosen waren vorhanden, persönliche Notizen und Dienstpläne wurden im Laufe der Zeit kurzerhand mit Magneten an die Metallwand gepinnt.
Einmal pro Woche wurde diese Kabine gereinigt, frische Bettwäsche und Handtücher bereit gestellt. Wer dem zuständigen Cabinsteward jede Woche einen kleinen Obolus in die Hand drückte bekam das Bett sogar frisch bezogen und musste sich nicht selbst damit plagen.
Ein Blick in meine doch recht übersichtliche, fensterlose Crewkabine auf Deck 3,
also etwa auf Kiellinie, an Bord des Kreuzfahrtschiffes AIDAvita.
Durch die anfangs sehr verwirrenden Korridore im Crewbereich ging es dann in den Schiffsbauch. Die Crew-Messe (Kantine), Crew-Bar (mit Crew-Shop), der Waschsalon, die Schneiderei und vor allem die internen Treppen und Aufzüge entwickelten sich zu den wichtigsten Anlaufpunkten während der folgenden beiden Touren – neun Wochen westliches Mittelmeer und acht Wochen nördliche Karibik. Ein Bereich ohne Teppiche am Boden, in welchen die sogenannten Paxe an Bord nichts zu suchen haben.
Mein Arbeitsplatz beim Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff
Dazu kamen noch all die Locations an Bord, wo ich tagsüber und abends am Mischpult stehen sollte. Das waren neben der Disco namens Anytime Bar noch das Pooldeck und die AIDA-Bar. Überall auf dem Schiff wurde hochwertige und gut gepflegte Tontechnik eingebaut, angefangen bei den damals gängigen DENON-Doppel-CD-Playern, über das Sechs-Kanal-Mischpult bis hin zu den SENNHEISER-Funkmikrofonen und den überdimensionierten Soundsystemen, mit dem man locker nochmal doppelt so laut machen könnte, wären da nicht die Limiter – aber das wird jetzt zu technisch für den Laien. An jeder DJ-Station bestand die Möglichkeit externe Tonquelle anzuschließen. Ich nutzte mein eigenes System mit Virtual-DJ und Hercules-Console, auf der 2. Tour ganz ohne CD-Player, denn genau das wollte ich dort auch lernen.
Meine Technik am Mischpult des Pooldecks – Stand 2009…
Die Arbeitszeiten beim Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff
Noch am ersten Abend ging es los mit der Welcome-Party, mein Sprung ins kalte Wasser. Mit jeder Menge sommerlichem Gute-Laune-Sound war ich gut gerüstet, spielte eine gesunde Mischung aus Charts, Oldies, Schlager und südlich angehauchter Musik. Bei diesen Pooldeckpartys steht man als DJ schon während der Laser- und Bühnenshow bereit, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten. Die Begrüßung am Mikrofon übernehmen dabei Club- und Entertainment-Chef, die Licht- und Tontechnik wird von bordeigenen Veranstaltungs- und Tontechnikern betreut.
Im Mittelmeer ging es oft bis zwei oder drei Uhr früh im Freien rund, in der Karibik war in den ersten Tagen schon vor zwölf Schluss, da die Gäste ziemlich müde von der Anreise, dem Klimawechsel und der Zeitumstellung waren. Dennoch heißt das für den DJ nicht Feierabend, im Gegenteil, dann geht es oft nochmal richtig los und zwar in der Disco im Heck des Schiffes, der „Anytime Bar“. Angesagt waren dort damals vornehmlich aktueller Sound, kommerzieller House und Black Music, für das jüngere Publikum.
Das Schiffs-Motto ist übrigens „Ja, gerne!“, es gibt also kein „Nein“, wenn der Gast sich etwas wünscht. Da heißt es freundlich, witzig und diplomatisch sein beim Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff, auch wenn sich “Last Christmas” bei einer Kreuzfahrt im sommerlichen Mittelmeer gewünscht wird. Ich hab damals übrigens erwidert, wenn sie mir heißen Glühwein von der Bar bringt, dann spiel ich das doch gerne…
Namenschild, Bordausweis und die Bordzeitung “AIDA Heute” von und mit AIDA-DJ Dan.
Täglich wechselnde Mottopartys rundeten das Angebot ab, um den Gästen möglichst viel Abwechslung zu bieten, auch wenn viele oft nur das Gleiche wollen. Die Themen wurden bereits im ersten Teil Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff kurz beschrieben. Als Discjockey sollte man hier auf jeden Fall Allrounder sein, die Musik am Besten auf dem Notebook schon entsprechend vorbereitet und geordnet haben. Für den Notfall ist jedoch auch auf den bordeigenen Computern einiges zu finden, gerade für die ausgefallenen Themen wie Haifischbar oder das Alpenglühn.
Was bei den Partys an Bord so abging seht ihr in diesem Video:
Das Durchschnittsalter an Bord der Schiffe ist seit den ersten Clubschiffen stark nach oben gewandert und so hatte man auf den damals sieben Schiffen der AIDA-Flotte eine Gästestruktur um die 50, es sei denn es war Ferienzeit. Entsprechend wurde viel Wert darauf gelegt, dass auch das ältere Publikum tanzt und Spaß hat. Dafür gab es in der der AIDA-Bar sogar eigene Tanzbands, jedoch durfte man dort im Gegensatz zum Pooldeck nicht rauchen.
Um 22:30 Uhr fing der DJ in der Regel jeden Abend auf dem Kreuzfahrtschiff an, er sollte jedoch schon um 22:00 Uhr sein Equipment aufbauen, da man dies unter tags nicht dort stehen lässt. Nach den allabendlichen Shows im Theater ist dann gute Musik in der Disco gefragt. Bei den Poolpartys samt Show ging es schon eine Stunde früher los. Die alkoholfreien Getränke waren hierbei für den DJ frei, alles andere in diesem persönlichen Getränkepaket auf Kreuzfahrt hing vom persönlichen Verhältnis zu den Barkeepern und Kellnern ab.
Nach ein paar Tagen ist man dort aber schon Mitglied einer großen Familie, allerdings gab es bei auffälligen Mitarbeitern Alkoholkontrollen durch den Schiffsarzt. Den jeweiligen Feierabend bestimmte dann Nacht für Nacht der Barmanager oder der Barchef, denn so lange noch Umsatz generiert wird, wird auch Musik gemacht und das war manchmal ein Fluch wenn man es so wie ich verstand die Menge anzuheizen.
Zur Tätigkeit als Discjockey kam einmal pro Woche die Beschallung beim nachmittäglichen Offiziers-Shaken, sowie die Lounge-Musik und Tontechnik für die Kapitäns-Fragestunde und den Farewell-Sekt.
Mein damals fast noch jungfräuliches Maskottchen Jack Bearow am Ruder der AIDAvita.
Die Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff war letztendlich der Auslöser für diesen Reiseblog.
Die Schattenseiten bei der Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff
Wer jetzt denkt, dass das doch ein schönes Leben sein könnte, einfach jeden Abend ein paar Stunden aufzulegen und in der freien Zeit von Bord zu gehen oder faul in der Sonne zu liegen, ist nicht ganz auf dem richtigen Kurs.
In den ersten Tagen an Bord hieß es Induction, Induction, Induction! Eine Einweisung folgte der nächsten, darunter sind viele Sicherheitsvorschriften, welche ich bereits im AFZ-Rostock kennengelernt hatte. Auf die Tatsache, dass ein guter DJ oft erst nach fünf Uhr morgens ins Bett kommt wird hier wenig Rücksicht genommen, viele dieser Kurse starten zwischen 9 und 10 Uhr am Vormittag, wenn man eigentlich noch im Halbschlaf ist. Ebenso ist es mit der Sicherheitsübung, welche laut internationaler Vorschrift 24 Stunden nach dem Wechsel der Passagiere vollzogen werden muss. Als Teil des Entertainment-Teams ist man im Hilfsteam für die behinderten Gäste, hilft Gehörlosen, Blinden und Rollstuhlfahrern dabei zum Sammelplatz unter den Rettungsbooten auf Deck 6 zu kommen.
Aufgrund dieser Sicherheitsvorschriften ist man außerdem in einer rotierenden Notbesatzung, welche den Betrieb auch im Hafen und auf Reede gewährleistet. Jeden vierten Halt durfte man daher nicht von Bord. Diese Tage konnte man recht gut zum Wäsche waschen, schlafen oder Sonnenbaden auf dem Crew-Sonnendeck nutzen.
Das Show-Ensemble der AIDAvita im Pool für die Crew.
Insbesondere an den langen Seetagen oder bei Passagierwechsel wurde ich für viele andere Aufgaben eingesetzt. Je nachdem wo gerade Personal fehlte ging es wahlweise zum Einsatz am Check-In-Schalter, Erste-Fragen-Counter, stundenlanges Handtücher ausgeben im Poolshop, zur Disco-Dekoration oder Begrüßung der Gäste im Restaurant, in Uniform – was letzten Endes nur dazu diente die abendliche Kleiderordnung der Gäste zu prüfen.
Besonders ungemütlich war die Arbeit im schweißtreibenden Kostüm als AIDA-Maskottchen oder als Weihnachtsmann in der Karibik. Als kleinen Höhepunkt hingegen empfand ich persönlich die Betreuung des sehr netten Stargastes Fabian Hambüchen und natürlich die diversen Landgänge in der Karibik – hier einige weitere Highlights einer Kreuzfahrt über Weihnachten in der Karibik.
Personal fehlte immer irgendwo, jetzt wurde mir auch langsam bewusst, warum man uns in Hamburg so auf Teamfähigkeit geprüft hatte. Sollte man auf See erkranken springt ein Mitarbeiter aus dem Clubteam ein während man sich im Bordhospital selbstverständlich kostenlos gesund pflegen lässt.
Ich hatte das Glück, dass einer der Tauchlehrer Dirk ein wirklich guter House-DJ war und gerne mal wieder die Finger am Mixer haben wollte. Unter der Crew hilft man sich ohne Murren aus, gerade die asiatischen Mitarbeiter sind sehr nett, haben immer ein Lächeln und einen witzigen Spruch parat, obwohl sie oft bis zu zwölf Monate am Stück dort arbeiten. Deutsche Crewmitglieder sind nur sechs Monate am Stück auf Tour und als Künstler sind es in der Regel vier bis acht Wochen.
Reise- und Kreuzfahrtblogger Daniel Dorfer alias DJ Dan
Silvester 2009 an Bord des Kreuzfahrtschiffes AIDAvita.
Landgang als Crewmitglied auf Kreuzfahrt
Natürlich kann man auch an Land gehen und sogar Ausflüge verbilligt mitmachen oder als Hilfs-Scout begleiten. Eine gute Kamera kann ich jedem nur empfehlen, der sich diese tollen Eindrücke von fremden Ländern in Erinnerung behalten möchte. In Hafennähe bekommt man als Crewmitglied sogar oft verbilligte Tarife, sei es beim Essen, Trinken, Leihwagen oder für sonstige Einkäufe.
In diesen Beiträgen habe ich bereits einige persönliche Erlebnisse und Landgänge im Mittelmeer und in der Karibik beschrieben:
- https://fernwehblog.net/frankreich-wer-cannes-der-cannes/
- https://fernwehblog.net/partyfeeling-pur-kurzreise-mit-aida-im-mittelmeer/
- https://fernwehblog.net/highlights-einer-kreuzfahrt-weihnachten-in-der-karibik/
- https://fernwehblog.net/kreuzfahrt-ausflug-zum-traumstrand-the-baths-auf-virgin-gorda/
- https://fernwehblog.net/spaziergang-durch-road-town-auf-tortola-british-virgin-islands/
- https://fernwehblog.net/auf-der-rocknreggae-road-zur-rum-fabrik-appleton-auf-jamaika/
- https://fernwehblog.net/mit-dem-taxi-zum-maya-tempel-altun-ha-in-belize/
- https://fernwehblog.net/coco-loco-auf-der-isla-saona-in-der-dominikanischen-republik/
Es folgen in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder Reiseberichte aus dieser wirklich sehr eindrucksvollen und interessanten Zeit in meinem Reise- und Kreuzfahrtblog.
Reiseblogger Daniel Dorfer alias AIDA-DJ Dan beim Landgang auf St. Barth in der Karibik.
Wer jetzt Angst vor heftigem Seegang hat dem sei versichert, dass man bei dieser Art von Schönwetter-Seefahrt schon alleine wegen der Gäste sehr darauf achtet durch ruhige Gewässer zu plätschern, entsprechend werden auch die Routen geplant.
Mein ganz persönliches Fazit zum Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass ich in diesen 117 Tagen auf hoher See nicht nur als Discjockey viel dazu gelernt und noch mehr von dieser schönen Welt gesehen habe. Auch als Referenz ist AIDA eine erstklassige Adresse, das merkte ich an der wachsenden Anzahl der Buchungen an Land. Da meine mobile Disco für München und Oberbayern die letzten Jahre sehr gefragt war und sich das auch hoffentlich in absehbarer Zeit nicht ändert, werde ich in naher Zukunft nicht mehr so schnell aufsteigen.
Aber man soll niemals nie sagen. Fremde Länder und vor allem das Meer faszinieren mich als alpenländischen Reise- und Kreuzfahrtblogger doch sehr, aber den nächsten Sonnenuntergang in südlichen Gefilden erlebe ich dann doch lieber mit einem Cocktail in der einen und meiner Frau in der anderen Hand, ohne die Gedanken schon wieder bei der Arbeit zu haben… bis zum letzten Tag der Kreuzfahrt!
Erlebnis- und abwechslungsreiches Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff:
Verkleidet für die legendäre Haifischbar!
“Auf AIDAsehen…”
Lust auf eine Karriere auf Kreuzfahrt? Links zum passenden Job:
Disclaimer: Dieser Beitrag wurde in keiner Form gesponsert.
Servus & Ahoi, hier schreibt der Kreuzfahrtblogger und Reiseblogger Daniel Dorfer, Mitglied in der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten. Früher als Crewmitglied an Bord der AIDA-Flotte auf Kreuzfahrt, inzwischen mit Familie und Hund auf Reisen um anderen Reisenden in meinem Reiseblog die Welt zu zeigen und Tipps zu geben. Hier gibt's mehr über mich...